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Woche 4





TAG 21, Sonntag 18.11.07


Die vierte Woche in der RS beginn, also noch 17 vor mir (Nnneeeeeeeiiiiiinnnnn!!!!).






TAG 22, Montag 19.11.07


Der Montag begann wie jede Woche mit trockener Theorie. Der Inhalt drehte sich wie schon öfters, um den Aufbau der Armee und deren Einsatzmöglichkeiten (gähn). Doch dann wurde mir die freudige Nachricht überbracht, dass ich endlich nach Thun hinunter, wo ich den PPD (Phädagogisch Psychologischen Dienst) besuchen durfte.
Dort wurde mir die Gelegenheit gegeben meine Probleme die ich mit dem Militär hatte darzulegen. So gut es ging versuchte ich den dortigen Fachoffizier zu überzeugen, dass ich ein Fall für den Psychiater sei. Doch war mein schauspielerisches Talent nicht überzeugend genug, weshalb ich zu keinem Psychiater vorgelassen wurde. Aber wie ich erfuhr war die PPD Zentrale auch eine Beschwerdestelle an die man sich richten konnte, sollte es Probleme mit den Vorgesetzten geben. So setze ich mich an einen der dortigen Computer und schrieb eine 3 Seitige Beschwerdeliste, die sämtliche unangebrachten Äusserungen und Entscheidungen meine Vorgesetzten (ein ganz besonderes Augenmerk legte ich dabei auf den Hauptfeldweibel).
Als der Fachoffizier meine Liste kurz überflog war er äusserst erstaunt über meine Schilderungen und befand die Handlungen als absolut inakzeptabel. Zu meiner Überraschung teilte er mir mit, dass sich bereits auch Rekruten aus den anderen Zügen, sich über ihr Kader beschwert hätten. Für den kommenden Mittwoch legten wir einen erneuten Termin fest, falls es zu erneuten Vorfällen kommen sollte.
Da mein Aufenthalt in Thun den ganzen Tag dauerte, war der Rest de Tages für mich gelaufen.






TAG 23, Dienstag 20.11.07


Wie so oft war Schiessen angesagt. Dafür verschoben wir nach Thun, wo wir das Kurzdistanzschiessen übten. Den ganzen Morgen war es sau kalt, dass selbst die lausigen Militärhandschuhe nichts nützten. Und es ist überhaupt nicht einfach den Abzug mit eingefrorenen Fingern zu drücken. Insgesamt verschoss jeder Rekrut etwa 4 Magazine Munition, was 80 Kugeln entspricht. Zur Belohnung durften wir unsere Gewehre in der Sonne reinigen.
Für den Nachmittag übten wir den Aufbau eines Wachpostens (Backe, backe Kuchen) und das Patrouillieren (Waldspaziergang). Zwei relativ simple Dinge, die sogar etwas Spass machten. Zudem kam, dass wir zwei neue Wachtmeister erhielten, die alles relativ gelassen nahmen (für die war es auch nur ein Kurzaufenthalt von lächerlichen 3 Wochen).
Der geplante Ausgang am Abend wurde für meinen Zug kurzer Hand gestrichen, da wir von zwei Kameraden einige Sachen vergessen hatten. So was passiert eben, wenn man wie das Militär zu denken beginnt (überhaupt nicht). Aus diesem Grund mussten wir während der Ausgangszeit einen zwei seitigen Aufsatz über Kameradschaft verfassen. Glücklicherweise bin ich ziemlich schnell und einfallsreich im Schreiben, weshalb meine Seiten ruck zuck voll waren (hätte sogar noch eine Seite gebraucht). Da jedoch nicht jeder dieses Tempo an den Tag legen konnte, zog sich das ganze ziemlich in die Länge, was nicht allen gefiel. Mir war das ganz egal, sich aufzuregen hätte es ohnehin nicht besser gemacht.






TAG 24, Mittwoch 21.11.07


Mittwoch war für mich PPD Tag. Während die anderen Tests am PC durchführten, sass ich in einem gut geheizten Sitzungszimmer und lies mir meine Möglichkeiten aufzählen. Mir wurde angeboten mich in eine andere Kompanie um teilen zulassen oder in den Zivildienst zu wechseln.
Es war nicht die Antwort die ich erhofft hatte und so grübelte ich Stunden lang auf einer Holzbank, bis ich von einem Fahrer wieder abgeholt wurde.
Pünktlich zum grossen Ausgang, traf ich in der Kaserne ein und glaubte mich damit abfinden zu müssen, dass der Militärdienst meine einzige Option war (wo ist eine Wahrsagering, wenn man eine mal braucht).






TAG 25, Donnerstag 22.11.07


Ich war stolz auf mich, denn ich hatte am gestrigen Abend eine sehr gute Entscheidung getroffen. Es ging darum einen Wochenreport zu verfassen, wozu niemand Lust hatte. Dies aus dem ganz einfachen Grund, dass wir keine zusätzliche Zeit dafür bekämen und dies deshalb in unserer Freizeit tun müssten. Bevor auf Teufel komm raus, irgendjemand bestimmt wurde, meldete ich mich freiwillig, da ich ja sowieso diesen Blog schrieb.
Anders als gedacht, wurden mir nun aber doch ganze zwei Stunden zur Verfügung gestellt, in denen der Rest des Trupps auf die Drillpiste musste (phu!!). Manchmal zahlt es sich eben doch aus, auf Risiko zu spielen.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir mit Zugschule und Wiederholungsübungen, also konnte ich getrost mein Gehirn in den Stand-by Modus versetzen. Diesen Zustand behielt ich auch gleich bei der abendlichen putz Orgie bei.






TAG 26, Freitag 23.11.07


Für den ganzen Morgen war Theorie über die Indoor und Outdoor Funkaufklärer angesagt (Indoo = kann sich selbst am Hinter kratzen, Outdoor = braucht eine Karte dazu). Danach wurden wieder Übungen abgehalten und zum Schluss musste natürlich alles gereinigt werden, inklusive unserer Zimmer. Eigentlich kein spezieller Tag, bis zum Nachmittag, als der Schulkommandant persönlich erschien und mich bei Seite nahm. Er war im Rang eines Obersts und ich hatte ihn höchstens zwei Male aus der Ferne gesehen. Er wollte mit mir über meine eingereichte Beschwerde sprechen. Kurz berichtete er, dass er so eben mit meinem Zugführer und dem Hauptfeldweibel gesprochen habe. Und wollte nun von mir wissen, ob es in den letzen Tagen irgendwelche weiteren Komplikationen gab. Ich verneinte, denn ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass sich das Kader zurückhaltender und lockerer verhalten hatte.
Zur weiteren Überraschung entschuldigte sich unser Zugführer für seine teilweise derben Ausdrücke bei uns und beteuerte, dass dies zu keinem Zeitpunkt ernstgemeint gewesen war (staun). Er versprach sich zu bessern (was er auch hielt, soweit ich es noch mit bekam). So empfand ich schlussendlich doch so etwas wie Respekt vor ihm, denn es ist nicht einfach seine Fehler einzugestehen.
Der Tag hätte nicht mehr besser laufen können und wären mir die dicken schwarzen Wolken über meinem Kopf aufgefallen, hätte ich mit Sicherheit gewissen Vorkehrungen getroffen. So lief ich mitten ins Messer.
Es war 22:30 und das ABV (Abendverlesung), verlesen durch den Einheitsfeldweibels, fand wie gewohnt statt. Die Lichter waren noch keine zwei Minuten gelöscht, da wurde uns plötzlich befohlen uns wieder anzuziehen und uns auf dem Exerzierplatz zu versammeln. Wir hatten keine Ahnung was los war und auch unser Kader war total ratlos. Man konnte etwas leicht Panisches in ihren Augen sehen, was ich mir nicht erklären konnte, mir aber auch kein gutes Gefühl gab.
In den üblichen vierer Kolonen reihten wir uns auf und warteten auf den Einheitsfeldweibel. Mürrisch stampfte dieser auf uns zu und prüfte uns mit strengem Blick. Sofort bemerkte er, dass einige wenige die schwarze Wollmütze, anstatt der normalen Mütze trugen. Daraufhin wurden wir von ihm aufs übelste angebrüllt und aufgefordert, innerhalb von sechs Minuten den C Vollschutz (Jacke, Hose, Überstiefel, Schutzhandschuhe und Schutzmaske) überzustreifen und uns wieder auf dem Platz einzufinden (eine unmögliche Aufgabe, vor allem da sich in den engen Gängen alle im Weg standen).
Während wir uns bestes gaben, kontrollierte der selbst ernannte Psychopath sämtliche Zimmer, die er alle als dreckig und total unordentlich bezeichnete (oder in seinen Worten ein „Saustall“). Deshalb schickte er uns, kaum wieder auf dem Exerzierplatz erschienen, zurück in die Zimmer, um sie noch einmal zu reinigen (alles im C Vollschutz). Zähne knirschen zogen wir uns wieder zurück, es war 23:00 Uhr.
In Windeseile, wir hatten nur 20 Minuten Zeit, versuchten wir die kleinen Mängel zu finden und auszumerzen. Auf die Sekunde genau, fanden wir uns wieder auf dem Waffenplatz ein und standen nun der nächsten Quälerei gegenüber. Wir mussten uns an die Wand, der hinter uns liegenden Halle stellen und eine Sitzposition (wie auf einem Stuhl, bloss halt ohne) einnehmen. In dieser unangenehmen Position liess er uns verharren, während er die Zimmer der Unterkunft noch einmal kontrollierte. Unser Kader schien doch leicht entsetzt, blickten uns jedoch nur hilflos an. Sie hatten genau so viel Schiess vor dem Feldweibel wie wir. Mir war natürlich klar, dieser Mistkerl war nur auf Rache aus (Anscheinend kann der kleine Psychopath nichts mit Kritik anfangen. Buhuhu, muss der kleine Feldweibel jetzt weinen).
Nach einer geschlagenen Viertelstunde an der Mauer, kehrte der noch mürrischere Feldweibel (Entschuldigung ich meinte Einheitsfeldweibel), wieder zurück. Wie zu erwarten waren die Zimmer immer noch dreckig und würden überhaupt nicht dem „Standard“ entsprechen (wie denn auch, wenn sich der Standard alle 5 Sekunden wechselt). Also schleunigst zurück in die Zimmer und die ganze Prozedur noch einmal von vorne. Dieses Mal gab es jedoch nur noch 10 Minuten und dann hiess es wieder zurück an die Wand.
Durch das Gehetze nahm der Herzschlag zu, der Blutdruck stieg und der Körper verlangte nach immer mehr Sauerstoff. Dumm nur, dass die Schutzmasken für derart Situationen nicht ausgelegt waren. Die Membrane reagierte mechanisch zu langsam und liess nicht genügen Luft in die Atemwege. Deshalb gaben uns unsere Obergefreiten, heimlich ein Zeichen, den Filter etwas aufzudrehen, um besser atmen zu können. Natürlich nahm ich diese kleine Manipulation sofort vor und nahm einen grossen, erleichternden Zug der herrlich, kalten Luft.
Ich weiss nicht wie, aber der Psychopathen-Feldweibel bekam dies mit, obwohl er angeblich unsere Zimmer kontrollierte und war nun erst wirklich sauer (meiner Meinung nach hat der nur nach einem Grund gesucht, erst so richtig aus zu ticken). Er hielt uns vor, dass wir ihn hintergangen und Befehle missachtet hätten. „Bis zum Ende der RS werdet ihr das mit euren blutigen Knochen büssen“, brüllte er uns an.
Alle waren in Panik, selbst das Kader (wo waren bloss die Zugführer). Ich wusste nicht was in dieser Situation zu tun war, zum einen wäre es nur zu verlockend gewesen ihm entgegen zu treten. Ihm in seine Hackfresse zubrüllen und ihm seine Unfähigkeit als Feldweibel und als Mensch, vor zu halten. Doch eine andere Seite in mir schrie gerade zu panisch danach, es einfach über sich ergehen zulassen, um wenigstens bald Ruhe zu haben. Meine Gedanken rasten, in Sekunden von Bruchteilen wägte ich die Vor- und Nachteile ab. Dann wurde ich von der Panik der anderen übermannt und hielt meine Klappe. Ich wollte einfach nur noch weg, aber eins schwor ich, dieser Mistkerl würde nicht ungeschoren davon kommen (vor meiner Abreisse habe ich das Militärgesetz quasi auswendig gelernt, ich kenne meine Rechte und dieser „Einheitsfeldweibel“ wird einen Kasernenhof so schnell nicht wieder von innen sehen).







TAG 27, Samstag 24.11.07


Da ich den letzten Wochentest vermasselt hatte, musste ich ihn, während die anderen nach Hause konnten, diesen nachschreiben. Was sich aber als äusserst nützliche Tatsache herausstellte, ich war noch immer extrem sauer, wegen des gestrigen Abends und drückte dem Zugführer gleich meinen Antrag für einen PPD Besuch in die Hand. Ich wusste noch nicht genau wie ich es angehen sollte, aber dieser Feldweibel musste weg (und ich auch). Meine Kameraden warn nicht sonderlich begeistert, aber ich nahm es ihnen nicht übel, sie hatten nur schiess davor, noch eine solche Nacht zu erleben. Aber ich würde das Sache nicht einfach so hin nehmen, es musste etwas getan werden.
Innerhalb einer Stunde war die Nacharbeit der Prüfung bereits beendet. Es war äusserst einfach gewesen, da zuvor die Komplete Prüfung mündlich besprochen und dann sozusagen nur noch aus dem Kurzzeitgedächtnis abgeschrieben werden musste. So viel auch gleich die Korrektur der Prüfung weg, da Fehler beinahe unmöglich waren.