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Woche 3





TAG 14, Sonntag 11.11.07


Kaum begonnen war das Wochenende schon wieder vorbei und ich fand mich auf dem Exerzierplatz vor der Kaserne Jassbach wieder. Dieses mal gab es keine unangenehmen Zwischenfälle und so Konnten wir in Ruhe unsere Quartiere beziehen und zu Bett gehen.






TAG 15, Montag 12.11.07


Der Montag stand ganz im Zeichen der Theorie, an dem uns der Aufbau und die Struktur der Armee grob aufgezeigt wurde. Ich muss gestehen, ich war sehr beeindruckt, denn noch langweiliger hätte man die sehr, sehr trockene Theorie nicht vortragen können. Der Umstand, dass ich mich keinen Deut für die Sache interessierte, machte es auch nicht besser. Ausserdem war ich sowieso schon extrem genervt, weil ich noch immer keine Erlaubnis für einen Besuch beim Psychiater erhalten hatte (Zur Erinnerung, ich habe das Formular zeitgleich mit meinem Antrag für den Arztbesuch ausgefüllt). Mir war in den letzen Tagen immer klarer geworden, dass ich von hier verschwinden musste, koste es was es wolle.
Noch vor dem Mittagessen redete ich mit dem Hauptfeldweibel, doch dieser wusste nichts von meinem Antrag und verwies mich nur auf den Zugführer. Wütend machte ich mich auf dessen Suche, doch konnte ich ihn nicht ausfindig machen. Nicht einmal dem Kader war bekannt, wo er sich zurzeit aufhielt.
Erst am späten Abend, als wir im Kartenlesen unterrichtet wurden (was total simple ist), traf ich auf ihn. Er nahm es sehr gelassen und riet mir einfach einen neuen Antrag zu stellen. Was an dieser Stelle vielleicht noch zu erwähnen wäre ist, dass in der Zwischenzeit unser Zugführer gewechselt hatte. Der neue war eine Spur strenge, hatte ein komischen Humor, schien mir aber ganz in Ordnung zu sein.
Da es mir wirklich wichtig war, füllte ich erneut das Formular aus und wollte es noch am gleichen Abend einreichen, doch unser Zugführer war schon wieder verschwunden und für den Rest des Tages nicht mehr auffindbar (it’s magic??).






TAG 16, Dienstag 13.11.07


Noch vor der Morgenverlesung drückte ich dem Zugführer am Frühstückstisch, meinen Antrag in die Hand.
Dann stand für den ganzen Morgen Sport auf dem Programm, über was ich mich gar nicht freute (warum, warum, … musste nur meine Dispens auslaufen). Zu meiner Überraschung bekam unser Zug einen Zivilisten als Sporttrainer spendiert. Dieser Umstand lies mich ein wenig hoffen, da die anderen Züge von ihrem Kader eher gequält wurden, als wirklich Sport zu betreiben.
So war Joggen für die heutige Sportstunde angesagt, leider draussen in der Eiseskälte. Oberhalb der Kaserne, im nahe gelegenen Wald befand sich ein Vitaparkur, von dem wir einige Stationen besuchten. Anfangs ging es noch recht gut, doch gegen Ende musste ich das joggen sein lassen und bin den anderen in schnellem Gang gefolgt. Es war aber auch kein Wunder, ich bin alles andere als eine Sportskanone und hatte mir über das Wochenende auch noch eine Erkältung geholt. Wenigstens war ich nicht der einzige im hinteren Feld (die Geburtsstunde des Team Anti-Sport).
300m Distanzschiessen war für den Nachmittag geplant, was eigentlich eine lockere Sache war, da man nicht viel tun musste (hinlegen, abdrücken, passt schon). Trotzdem war ich überhaupt nicht Motiviert, denn es macht mir einfach keinen Spass.
Anfangs war ich darüber ehrlich erstaunt, da das Schiessen an sich, schon eine spezielle Sache ist, die man nicht jeden Tag machen kann (obwohl, eigentlich schon, wer es mag). Aber trotzdem würde ich lieber stricken, als noch einmal schiessen zu müssen.
Was mir nach dem schiessen allerdings extrem sauer aufstiess war die Tatsache, dass sich unser neuer Zugführer äusserst herablassend über diejenigen äusserte, welche keine gute Trefferquote erzielt hatten. Ich will hier seine genaue Wortwahl nicht wieder geben, aber normaler weise hätte er dafür Schläge kassiert.
Dienstagabend war auch Ausgangsabend, der aber nur bis in die nächste Ortschaft reichte. Jedoch galt es erst diesen Ausgang zu verdienen, in dem in einer 3 Stündigen Prozedur, die komplette Kaserne regelrecht sterilisiert wurde. Allerdings behaupte ich an dieser Stelle, dass alles in der Hälfte der Zeit zu bewältigen gewesen wäre, hätte man es vernünftig geplant und nicht auf die übliche Militär Organisierung (eins, drei, acht, fünf, eins, …) zurückgegriffen.
Ich und etwa 30% der Rekruten blieben schlussendlich erschöpft in der Kaserne zurück, um uns einmal richtig auszuspannen und ein gutes Buch zu lesen. Nee war natürlich nur Spass, für was hat man denn seinen GameBoy und die PSP dabei. Und sollten deren Akkus erschöpfen, bleiben mir immer noch der PDA, das Handy und mein geliebter Mp3-Player. Man sieht also, an Unterhaltung hätte es mir nicht gefehlt (grins).






TAG 17, Mittwoch 14.11.07


Haute war wieder einmal einer der wenigen guten Tagen, zumindest der Abend. Denn heute fand einen "Welcome - Abend" in der Stadt Thun statt, der bereits um 17:00 Uhr begann. Aus diesem Grund war für diesen Mittwoch ein knappes Programm angesagt. Nur eine Stunde nach der Tagwache, wurden wir nach Thun hinunter gebracht, um im 30m Schiessstand unsere Zielgenauigkeit zu verbessern (warum nicht stricken oder häckeln?). Ich war sau gut gewesen, bis ich bemerkte, dass die Zielscheibe und nicht der Hügel dahinter das Ziel war. Ich hatte so viele Kugeln ins Blaue (oder besser gesagt ins braune) geschossen, dass das Ungeziefer noch über Jahren hinweg an einer chronischen Bleivergiftung leiden wird.
Da auch meine Kameraden in etwa die gleiche Treffsicherheit aufwiesen, bekam nicht nur ich die Standpauke des Zugführers ab. Dieser versuchte witzig zu sein und meinte: „Mit jedem Schuss den ihr verschiesst, verschleudert ihr Tausende von Steuergeldern (hahaha! … ??).“ Dumm nur, dass wir auch Steuergelder verschleudern wenn wir treffen.
Allerdings glaubte er gut damit angekommen zu sein und setzte einen oben drauf: „Dem nächsten der daneben schiesst, Schraube ich den Kopf ab, schiesse ihm ein Loch in den Schädel und pflanze ihn wieder auf den Torso (wie bitte?? Und sowas hat auch noch Kinder!!).“
Nach einer guten Stunde wurde uns kurz beigebracht, wie man etwas Beobachtet und Karten zeichnet. Allerdings hätte man die wenigsten unserer Karten und Dokumentationen für den militärischen Einsatz wirklich gebrauchen können, aber witzig waren sie alle male. Es war ziemlich langweilig, da nicht viel passierte und wir nur auf ein grosses Feld starrten, so begannen wir z.B. auch verdächtige Krähen zu verzeichnen (noch nie von getarnten, mit Sprengstoff gefühlten Killerdrohnen gehört, die krächzen?).
Nach einer kurzen Kasernenreinigung (macht ja auch Sinn die Kaserne nach der exzessiven Reinigung vom Vorabend nochmals zu putzen) wurden kurzerhand in unseren Ausgängern, zum Schloss Thun gefahren. Der Bürgermeister hielt eine kurze Ansprache ab und entsendete uns auf einen kurzen OL (der Bürgermeister schien an derselben Untertreibungs-Erkrankung wie das Militär zu leiden). 12 Posten galt es zu besuchen, die alle etwas mit der Geschichte Thuns oder der Armee zu tun hatte. Dafür wurde uns 2 Stunden Zeit gegeben, die aber bei weitem nicht ausreichten. Es winkten jedoch einige Preise, allerdings handelte es sich dabei nur um ein paar Gutscheine des örtlichen Gewerbes, was keinen wirklichen Ansporn gab. So kam meine Gruppe schlussendlich als letzte durchs Ziel, jedoch hatten wir auch zwei grosse Handicaps. Erstens hatte einer Probleme mit seinem Bein und zum anderen überkamen mich zweitweise derart heftige Hustenanfälle, dass ich mich beinahe übergeben hätte.
Der Rest des Abends galt als Ausgang und es war einem nun freigestellt, wohin man gehen wollte. Der Zug spaltete sich deshalb in kleinere Gruppen auf. Meine verzog sich in ein nettes, ruhiges Lokal, wo wir bis zur Rückfahrt, unseren Frieden hatten.






TAG 18, Donnerstag 15.11.07


Der komplette Umfang des Themas „ABC-Schutz“, wurde uns an diesem Tag eingetrichtert. Es wurde uns beigebracht wie man sich bei den verschiedenen Angriffen verhält und wie der Schutzanzug anzulegen ist. Zusätzlich wurde die Dichtigkeit unserer Schutzmaske (ehemals Gasmaske, aber niemand weis weshalb) geprüft. Dazu galt es in einen Wagen zu steigen, der durch einen Obergefreiter mit Bananengas gefüllt wurde (zitter?). Für jene die jetzt an viel Rauch und Qualm denken, vergesst es. Das Bananengas befand sich in flüssiger Form in einer Sprühflasche, von der nur wenige Tropfen in den Wagen gespritzt wurden. Ich roch nichts und so war der Test auch schon beendet. Sollte euer Zugführer ein Drecksack sein, dann ist Vorsicht geboten. Häufig wird dieser Test auch mit Tränengas durchgeführt. Bei einer undichten Schutzmaske, kann dies zu ernsten Verletzungen führen, darum auf jeden Fall verweigern. Das Militärgesetz steht dabei auf eurer Seite, denn ein Befehl braucht nicht ausgeführt zu werden, sollte dabei eure Gesundheit auf dem Spiel stehen.
Erst als wir die Masken wieder abnehmen durften, schmeckte ich den süssen Bananenduft, der mich stark an das Bananenjogurt aus dem Coop erinnerte. Ich hätte gerne mehr davon gehabt, was nur die wenigsten verstanden, denn vor allem das Kader fand den Geruch einfach nur abstossend.
Anschliessend fand der allerseits gehassten Wochentests statt, denn wir in Vollmontur (Schutzanzug und Schutzmaske) schreiben mussten. Dann waren um 21:00 Schluss und wir hofften bereits die restliche Zeit spendiert zu bekommen, da der Tagesbefehl abgearbeitet und erfüllt war. Doch dann raubte uns ein Obergefreiter alle Hoffnung und berichtete von einer wichtigen Übung die noch ausstehen würde. Der ganze Zug wurde in einen der Theoriesäle gebracht, wo der Zugführer und das restliche Kader uns bereits erwarteten. Eine Tafel war neben ihm aufgestellt, auf der drei Punkte vermerkt waren: Sturmgewehr 95, ABC-Schutz und Extremsport (aaaahhhh!!!).
Ich konnte es nicht fassen und meinen Kameraden ging es genau gleich. Dann verklickerte uns der Zugführer, dass wir zu wenig Leistung und Motivation gezeigt hätten und aus diesem Grund Nachübungen zu leisten seien. Diese würden solange wiederholt werden, bis von jedem einzelnen nur perfekte Ergebnisse erzielt wurden. Sofort wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und mussten nach draussen treten. Als erstes war ich in der Stgw95 Gruppe eingeteilt und der zuständige Obergefreite begann nach unseren Problemen mit dem Sturmgewehr zu fragen. Plötzlich teilte er mit, dass wir sofort wieder in den Theorieraum zurückkehren müssten, da noch ein Test anstehen würde. Ich wurde stutzig und dachte bereits an einen Scherz, war mir aber nicht ganz sicher. Drinnen stand wartete erneut der Zugführer der nun meinte, kein Unmensch zu sei und uns noch eine Chance geben würde.
Nun wurde ein Film gestartet, in dem Grenadiere im Umgang mit dem Stgw95 gezeigt wurden und dabei einige Fehler machen würden. Wer alle Fehler findet, darf einen der drei Posten streichen (Extremsport, Extremsport!!). Wie von der Tarantel gestochen zückten wir unser Schreibzeug hervor und starten wie gebannt auf die Leinwand vor uns. Die ersten Bilder erschienen, die aber ganz und gar nicht passen wollten. Dann kam in grossen Lettern der Titel des Films "Nicht noch ein Teenie Film!". Alle begannen zu klatschen und der Zugführer, wie der restliche Kader grinsten uns hämisch an. Der Film war unterstes Niveau, doch das war total egal.






TAG 19, Freitag 16.11.07


Dieser Freitag war ein ganz besonderer Tag, denn wir durften bereits um 12:30 Uhr nach Hause (Juhuu!!). Ungeduldig brachten wir die überaus trockene und langweilige Theorie über die Funksysteme der Armee hinter uns und zischten ab ins Wochenende. Endlich einmal ein richtig langes Wochenende, das man geniessen konnte.
Ach ja und wir bekamen auch unseren ersten Sold (wauuu!! 34.-, nun kann ich mir endlich ein Haus, nein ein Auto, aber neue Ski, hmm … aber für ein Sandwicht und ein paar Lotterielose (aber nur die billigen) sollte es reichen).






TAG 20, Samstag 17.11.07


Wie erholsam ein Tag doch sein kann. Am Bahnhof sind mir einige arme Rekruten aufgefallen, die erste heut in den "Urlaub" entlassen wurden (grins).