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Tagesberichte



Einführung


Am 29.10.07 werde (muss!) ich in die Rekrutenschule und damit in die Schweizer Armee eintreten. Um dort die nächsten 21 Wochen (hoffe es werden weniger) abzusitzen. Ich bin während diesem Zeitraum als Funkaufklärer in der Kaserne Jassbach im Kanton Bern stationiert. Um der Aussenwelt einmal Klarheiten über das Militär zu verschaffen, werde ich über jeden meiner Diensttage einen kurzen Bericht verfassen. Ich hoffe dies wird auch einigen anstehenden Rekruten helfen, die noch unschlüssig sind, ob sie wirklich in die Armee wollen oder doch lieber bei der Aushebung auf Psychopath machen und zahlen.
Ich habe keine Ahnung was mich während meiner Rekrutenschule erwarten wird und Blicke mit gemischten Gefühle der Sache entgegen. In den letzten Wochen versuchte ich mir darüber klar zu werden, wie ich dem Militär gegenüberstehe. Meine Meinung schwankt im Moment noch ständig zwischen Positiv und Negativ, aber eine klare Antwort wird sich wohl erst in den ersten Tagen oder vielleicht bereits Stunden herausstellen.
Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich auf keine Macht geilen Vorgesetzte treffe, die mir nur unnötig versuchen das Leben schwer zu machen.



TAG 1, Monat, 29.10.07


Mein erster Auftrag lautete schlicht und einfach, pünktlich um 13:00 in Thun, auf dem dortigen Waffenplatz einzurücken. Dies war jedoch einfacher gesagt als getan, denn das Militärgelände in Thun war so riesig, dass es sogar zwei Bushaltestellen (in eine Richtung) besass. Das Areal war in mehrere einzelne Kasernen aufgeteilt und natürlich gab einem der Marschbefehl keinen Aufschluss darüber, wo genau sich der Treffpunkt befand. Prompt landete ich deshalb am falschen Ort und musste feststellen, dass die dort zuständigen Soldaten, eben so keinen Schimmer hatten wie ich.
Zwei weitere Versuche und eine Busfahrt später, erreichte ich endlich (leider) mein Ziel. Bereits hatten sich dutzend andere Rekruten eingefunden, die an Tischen gedrängt, Formulare ausfüllten. Wie schon zweimal zuvor(!) (Aushebung und kurz vor der Rekrutierung) wurde man genötigt den aktuellen Beruf, so wie Hobbys, Sprachen und andere Dinge, anzugeben. Immerhin hatten sie es geschafft, den Namen (und sogar richtig geschrieben) auf die Formulare zu drucken.
Hier ein Tipp für jene die nicht „weiter machen“ wollen. Auf Sprachen wird sehr geachtet, wer also die italienische oder sogar französische Sprache beherrscht, dem kann ich nur raten dies zu verschweigen.
Danach wurde die ganze Kompanie in kleinere Gruppen aufgeteilt und einem Obergefreiten (zwei Ränge über einem Soldaten) zugeteilt. Dieser brachte einem kurz die grundlegenden Dinge wie z.B. das Grüssen bei. Darauf folgte ein langer, auf verzweifelt lustig getrimmter Vortrag über die Kaserne Jassbach, welcher vom Kompaniekommandanten persönlich vorgetragen wurde. Jedoch war dieser an Langeweile kaum zu übertreffen und das kurz auftauchende rassistische Bildmaterial, bestätigte wieder einmal meine Vermutungen.
Na gut einen innerlichen Lacher gab es dann doch: „Aber wenn sie jetzt glauben, dass sie hier einfach ihr Gehirn abschalten können, dann denken sie falsch. Denn in der elektronischen Kriegsführung (EKF) muss jeder einzelne mitdenken!“ Genau! Jeder muss mitdenken… er darf sich nur nicht äussern. Aber im Ernst, hätte ich diese Aussage damals schriftlich verlangt, wäre es mir um einiges leichter ergangen.
Etwa zwei Stunden später bekamen wir unsere persönliche Waffe, von unserem „Präsentationgenie“ überreicht. Wenn ihr euch nun fragt, was in der Zwischenzeit geschehen ist, nun zuerst gab es ein köstliches Mittagessen (würg) und darauf durften (mussten) wir eine halbe Stunde lang üben, wie wir das Gewehr am besten entgegen nehmen! Soll heissen, es gab als erstes eine theoretische Einführung: nah an den Hauptmann heran treten, Augenkontakt suchen, grüssen, Arme ausstrecken, Gewehr entgegen nehmen, weiter gehen. Um diesen überaus schwierigen Prozess zu verinnerlichen, durfte eine Trockenübung (ganzer Ablauf einfach ohne Gewehr) natürlich nicht fehlen. Ganz entfern glaubte ich mit zu erinnern, dass jemand etwas von „denken“ gesagt hatte, aber bevor die Antwort kam, fuhr mein Gehirn schon in den Standby-Modus.
Das nächste an was ich mich erinnern kann, war ein grosser Raum, der voller grüner Klamotten war. „Tarnanzüge (TAZ)“, meldete mein Gehirn und verabschiedete sich so gleich wieder.
Die Kaserne Jassbach war das nächste und letzte Ziel unserer kleinen Reise. Auf die Ladefläche eines Laster gepackt, kamen wir kurz nach 21:00 in der Kaserne an. Ein Bett zeichnete sich vor meinem inneren Auge ab, denn stehen und Langeweile machen bekanntlich müde, doch weit gefehlt. Denn die offizielle Nachtruhe sollte erst eine Stunde später beginnen und so wurde noch eine kleine Übung mit dem Gewehr eingelegt. Gut, dachte ich mir. Eine Stunde ist ja kein Problem, ne kurze Übung und dann noch einrichten. Leider sind sämtliche Militärangehörige ziemliche Pfeifen was das schätzen von Zeit angeht und so dauerte es noch über zwei Stunden, bis die Übung beendet, die Zimmer eingeräumt und ein Zimmer-Chef (was kein ehrenvoller Job war, wie sich nur 10 Minuten später herausstellen sollte) bestimmt war.
Um 23:45 wurden alle Zimmer-Chefs, in den Flur gerufen, während der rest ruhig im oder vor dem Bett warten musste (man durfte nichts machen, weder lesen, noch Musik hören, es galt einzig und alleine Ruhig zu sein). Diese Prozedur wurde Abendverlesung oder kurz ABV genannt. Abegnommen wir das ABV vom Einheitsfeldweibel (selbst ernannter Psychopath), dieser wollte nun von jedem Vertreter den Bestand des Zimmers wissen. Natürlich wurde dabei eine gewiesse Disziplin und Art verlangt, die niemandem bekannt war (War jetzt denken angesagt? Natürlich nicht!). Denn dies war alles nur eine Falle, in welche das duzend Zimmer-Chefs feucht, fröhlich hinein liefen. Es gab keine Chance beim ersten Versuch alles Richtig zumachen, da es weder eine der üblichen Instruktionen gab, noch hatte irgendjemand Erfahrung darin. So gab der Hauptfeldweibel uns eine Präsentation seiner kräftigen Stimmbänder. In einer Lautstärke, welche die Wände zum zittern brachten, jagte er die Rekruten zurück in ihre Zimmer und lies sie noch einmal von vorne beginnen. Und bei jedem erneuten Fehler, wurde das Gebrülle noch eine Stufe lauter. Es verging eine halbe Stunde, bis die alles durchdringenden Schreie des Psychopathen endeten.
Ein komisches Gefühl hatte sich während dieser Zeit in mir breit gemacht. Es war purer Hass und ich stellte mir regelrecht vor, wie ich aus dem Bett aufspringe und dem Schreihals ein Messer in den Rücken ramme. Erst Klänge meines MP3-Players konnten mich wieder beruhigen.






TAG 2, Dienstag 30.10.07


Es war 6:00 morgens, als ich unsanft aus dem schlaff gerissen wurde. Innert 15 Minuten galt es sich im TAZ im Speisesaal einzufinden, wo das Frühstück bereit stand. Dieses war karg gehalten und ist mit dem Buffet eines 2 Sterne Hotels zu vergleichen. Aber man hatte Hunger und ganz nach dem Sprichwort „Hunger ist der beste Koch“, schmeckte es besser als es aussah.
Bereits um 7:00 mussten sich alle drei Züge (Gruppen bestehen aus etwa 30 Personen, zusammen 1 Kompanie) draussen auf dem Exerzierplatz einfinden, um die Morgenverlesung abzuhalten. Als erst es galt es das Kunststück zu vollbringen, alle drei Züge in perfekter vierer Kolone nebeneinander aufzureihen. Wie sich jeder denken kann, scheiterten wir kläglich, was dem Einheitsfeldweibel die Gelegenheit gab aus zu ticken (nie ist ein Sturmgewehr da, wenn man es braucht).
Darauf wurde, wie immer am Anfang einer Woche, eine Schweizer Flagge in Begleitung der Nationalhymne hochgezogen. Ich muss sagen, es war ein überaus amüsanter Anblick, denn es war absolut Windstill und die Fahne hing schlapp am Mast hinunter.
Die nächsten zwei Stunden fanden verschiedene Führungen durch die Kaserne statt, wo uns z.B. der Feueralarm erklärt wurde (eine böse Vorahnung kam in mir hoch). Zu unserer aller Freude (hust), bekamen wir noch eine halbe Wagenladung unnützes Zeugs aufgehalst, welches wahllos in die neuen Kampfrucksäcke (meiner wurde 1992 produziert!) gestopft wurde. Auch ein Bajonett wurde jedem von uns überreicht, welche uns aber später mehr Probleme, als Nutzen bereiten würden. Allerdings warf sich mir die Frage auf, welchen Nutzen es überhaupt mit sich brachte. Wir leben im 21. Jahrhundert, wer ist da schon so blöd und springt, nach dem er das Magazin verschossen hat, mit dem Bajonett am Gewehrlauf über den Schützengraben, um nach dem ersten Meter erschossen zu werden? Ich konnte mir allerdings die Frage bei einem Blick auf unseren ehrenwehrten Einheitsfeldweibel, selbst beantworten. Der Typ hatte eine Grenadier Ausbildung hinter sich und sah auch genau so aus, wie man sich einen Grenadier vorstellte. Mehr gross als breit (und ich meine kein Fett), voll Glatze und dann dieses hinterhältige Baby-Face.
Als sich nach 6 qualvollen Stunden mein Magen meldete und mir meine Augen beim Blick auf die Uhr, 12:00 verkündeten, machte sich ein wahres Gefühl der Freude breit. Allerdings endete es kurz nach dem betreten des Speisesaals. Ich könnte mich jetzt an dieser Stelle ordentlich über das Essen (Essen?) auslassen, doch war es mir in diesem Moment egal. Ich hätte jede Pampe gegessen.
Am Nachmittag galt es eine Art Umhänge-Gurt, welcher mit vielen Taschen versehen war, zusammen zusetzten. Wie zu erwarten fehlten bereits bei einigen die ersten Materialien, darunter auch einige Bajonette. Nicht so schlimm, dachten sich im ersten Moment die Wachmeister und Obergefreiten und beliessen es bei einer kurzen Notiz (genau, dann liegen halt irgendwo ein paar scharfe Kriegsmesser rum, wen juckst). Danach folgten einige (Trocken-)Übungen mit dem Gewehr (Laden, Entsichern, Schuss! bäh, es gibt nichts Schlimmeres).
Um 18:15 stand das Abendessen an, auf welches ich aber ehrlich gesagt keine Lust hatte, da ich eine leichte Depression verspürte.
Gleich nach dem Essen kam meine absolute Lieblings Beschäftigung, Schuhe putzen! Was aber zu diesem Zeitpunkt total unnötig war, da noch keiner im Dreck rumgekrochen, geschweige dehn darüber gegangen war. Somit putzen wir eine geschlagene halbe Stunde lang, die immer noch glänzenden Kampfstiefel. Ich dachte bereits, jetzt kann es ja nicht mehr schlimmer kommen und prompt kam es Schlimmer. Mein Zugführer kam auf die glorreiche Idee, dass wir nun die Zimmerordnung erstellen sollten (Zimmerordnung?? Wir haben doch schon eingeräumt!). Allerdings war mir ein wenig aufräumen immer noch lieber, als noch so eine bescheuerte Übungen. Doch hatte das ganze ehrlichgesagt mit aufräumen, nicht mehr viel am Hut. Die Sachen mussten nicht irgendwie und wo verstaut werden, sondern an einem, auf den Millimeter genau definierten Ort, in einer definierten Form und musste in einem definierten Winkel zu einem anderen Gegenstand ausgerichtet sein (Mir kam die Galle hoch!). Danach machte sich der Einheitsfeldweibel (ich sah in ihm nur noch ein überdimensionales, schreiendes Baby) und der Zugführer (er war ganz ok, übrigens war er auch mehr breit als hoch, allerdings aus einem anderen Grund als der Psychopath von einem Einheitsfeldweibel) daran, unsere Zimmer gründlich zu kontrollierten. Natürlich hatten sich hier und da noch ein paar Fehler eingeschlichen, was unser überausgeschätzter Einheitsfeldweibel, lautstark kommentierte. Also war ein zweiter Anlauf von Nöten, welcher dann gerade noch als „OK“ befunden wurde. Insgesamt war der ganze „Zimmerordnungs-Quatsch“ relativ human gewesen, immerhin dauerte es ja nur lächerliche 3 Stunden!!!






TAG 3, Mittwoch 31.10.07


Es war ungefähr 5:00 morgens, als ich abrupt aus meinen Träumen gerissen wurde. Erst nahm ich nichts war, doch dann ertönte ein langer, summender Ton. Ich dachte an einen etwas komisch klingenden Wecker und ich beschloss weiter zu schlaffen, da mich der Ton nicht wirklich störte (eigentlich eine ziemlich schlechte Eigenschaft für einen Alarm). Leider fühlten sich meine Zimmerkameraden gestört und so begann das rätseln nach der Herkunft des seltsamen Geräusches. Einen sehr langen Augenblick später, kamen wir auf die glorreiche Idee, dass es vielleicht der Feueralarm sein könnte (hmm, gab es nicht gestern eine Einführung zu diesem Thema?). Kaum ausgesprochen platzte unser Zugführer ins Zimmer und bestätigte unsere Vermutung.
Schnell schnappte ich mir meine Hose und den Kälteschutz und der Zugführer riet mir doch tatsächlich noch die Kampfstiefel anzuziehen (Hää?). Also nur ein Test, dachte ich mir und so kleidete ich mich gleich komplett ein (es war später Herbst und draussen herrschten minus Temperaturen). Auf dem Exerzierplatz fanden sich langsam alle ein. Die meisten hatten es mir gleich getan und sich die Zeit genommen, warme Kleider überzustreifen. Jedoch gab es eine Handvoll Rekruten, welche sich offensichtlich profilieren wollten und tatsächlich nur in Boxershorts erschienen.
Das Kader wartete bereits (vollständig und korrekt gekleidet) und wies uns an, in die uns bekannte vierer Gruppierung einzutreten. Gleich darauf folgte die Auflösung des getürkten Feueralarms (eine Übung? Dann geht es meiner Gamelle also gut?). Das witzige war, dass ich mir bereits Sorgen machte, da wir für unsere „Evakuierung“ ganze 15 Minuten benötigt hatten. Aber zu meinem Erstaunen trat das genaue Gegenteil ein und wir wurden tatsächlich gelobt.
Super, dachte ich mir, dann haben wir uns die restlichen 45 Minuten Schlaff redlich verdient. Aber weit gefehlt, ganz nach dem Motto ein Rekrut braucht keinen Schlaff verkündete einer unserer Wachtmeister stolz: "Grossartig! Nun wo wir schon alle wach sind, können wir gleich mit einigen Übungen beginnen (Neeeeiiiinnnn!!!!)."
Wenigstens durften wir uns zuerst korrekt einkleiden, bevor wir uns wieder alle auf dem Exerzierplatz einfinden mussten. Wir wurden einem der vier Obergefreiten unterstellt, welcher uns den Befehl erteilte, als Aufwärmung, einmal um den Platz zu rennen (zur Erinnerung, es war eisigkalt und ich konnte meine Gelenke regelrecht knirschen hören). Jedoch kam der Zug ohne zu Maulen der Aufforderung nach. Und ab diesem Moment sollte sich meine komplette Situation schlagartig ändern.
Ich hatte keine drei Meter zurück gelegt, da durch zuckte mich ein fürchterlicher Schmerz und ich stürzte zu Boden. Sofort versuchte ich wieder aufzustehen, doch es ging nicht, das rechte Bein schmerzte zu sehr. Ganz sanft stemmte ich mich hoch und versuchte einen Schritt zu gehen, doch das rechte Bein gab sofort nach. Mir war klar, ich hatte mir den Ischias-Nerv eingeklemmt. Eine mir nicht unbekannte Verletzung, die mir in diesem Moment aber gerade recht kam. So hüpfte ich auf dem linken Bein, zu meinem verdutzt dreinblickenden Obergefreiten zurück. Ich erklärte ihm den Sachverhalt, musste aber feststellen, dass er von Medizin eben so viel Ahnung, wie von einem korrekten Aufwärmtraining hatte. Schon machte sich in mir die Hoffnung breit, mich in meinem Bett ausruhen zu dürfen, doch anscheinend kann ein Rekrut auch mit nur einem Bein weiter kämpfen. Na gut, schlussendlich nahm er dann doch Rücksicht auf mich. Ich musste zwar vor Ort bleiben, musste aber bei keinen Übungen mitmachen, die irgendwie das Bein belasteten. Soll heissen, ich stand nur dumm da und schaute meinen Kameraden beim Sport zu, immer hin war schon bald Frühstückszeit.
Nach dem ich mich mühsam in die Kantine geschleppt, mein Frühstück hinunter gewürgt und ganze fünf Minuten gebraucht hatte wieder vom Stuhl aufzustehen, meldete ich mich bei meinem Zugführer. Von diesem erhoffte ich mir schnelle Hilfe, jedoch wurde mir erklärt, dass in Jassbach gar kein Arzt stationiert sei und erst ein Gesuch in Thun gestellt werden müsse. Schnellst möglich füllte ich den Wisch aus und hoffte, dass noch am gleichen Tag etwas passieren würde (wider einmal vergass ich, wo ich genau war).
Die Stunden bis zum Mittag waren sehr schmerzhaft gewesen, denn ausser stehen und sitzen war nicht mehr drin und alles was sonst noch über normales gehen hinausging, verweigerte ich (ach, wie herrlich es doch sein kann, die Macht zu haben „Nein“ zu sagen).
Nach dem Mittagessen (ich war nicht hungrig gewesen, obwohl ich auch nicht viel beim Frühstück zu mir genommen habe) wurde mit vom Zugführer klar gemacht, dass am nächsten Morgen die gesamte Kompanie nach Thun ausrücken würde. Dort würden Impfungen stattfinden und ich solle mich doch gleich an den dortigen Arzt wenden. Ich war genervt, aber es blieb mir nichts anderes übrig als dies zu akzeptieren.
Leider galt es für mich weiter hin bei den Übungen anwesend zu sein, zu meinem Glück wurden in den Stunden bis zum Abend nur Übungen mit dem Gewehr gemacht, in denen man nur stehen musste (obwohl es nicht angenehm war).
Um 20:00 stand ein kleiner Ausgang an. Die ganze Kompanie verliess die Kaserne und zwängte sich in die einzige Bar, im Umkreis von einigen Kilometern, die nicht einmal zehn Schritte vom Seitenausgang unserer neuen Heimat entfernt lag. Dennoch war es ein grandioses Gefühl etwas Freiheit zu spüren. Leider war nach drei Stunden schon alles wieder vorbei und ich quälte mich mühselig in mein Bett (warum wollte ich auch ausgerechnet im oberen schlaffen). Die Nacht war nicht besonders erholsam, ich hatte merkwürdige Träume (es hatte irgendwas mit dem Feldweibel und Dreck zutun gehabt) und bei der kleinsten Bewegung erwachte ich vor Schmerzen.






TAG 4, Donnerstag 01.11.07


In den ersten Sekunden nach meinem erwachen glaubte ich meine Schmerzen los zu sein. Mit überschwänglichem Optimismus sass ich im Bett auf und sackte sofort unter Schmerzen in mein Kissen zurück. Mit Mühe gelang es mir aus dem Bett zukommen und stand nun vor der Herausforderung meines Lebens: Die Hose anzuziehen.
Zusammen mit den Schuhen brauchte ich über eine halbe Stunde und musste mich nun zum Speisesaal runter kämpfen. Die Zeit wurde langsam knapp und so würgte ich das Frühstück (ein Lichtschimmer, es gibt Erdbeerenjogurt, juhu!!) hinunter. Noch gerade rechtzeitig schaffte ich es zur Morgenverlesung, worauf die Abfahrt nach Thun folgte. Kaum noch erwarten konnte ich es, die verdammten Schmerzen los zu werden. Auch zwei Leidensgenossen hatte ich gefunden, welche mit chronischen Rückenproblemen zu kämpfen hatten und ebenfalls auf einen Arzttermin hofften.
Aber wie so oft, in meinen gerade mal vier Tagen Militärdienst, kam alles anders. Der dortige Arzt weigerte sich mich ohne Termin zu behandeln und pochte darauf, dass ich erst einen neuen aus machen müsse (der Drang zum Morden steigt, steigt, … ach scheiss egal). Dann humple ich halt weiterhin als Krüppel durch die Gegend. Und wen ihr glaubt, es war schon witzig mehr Zeit zum aufstehen, als zum Essen zu benötigen, dann denkt erst wie spassig ein Besuch auf dem Klo war.
Genervt kehrte ich also zu meiner Gruppe zurück und meldete mich erst einmal bei meinem Zugführer. Dieser konnte mir (wär hätte es gedacht) natürlich nicht weiter helfen.
Aber natürlich wurde ich sofort entschädigt, mit einem leckeren Mittagessen. Oh, nein, wartet, da habe ich wohl etwas verdrängt. Denn eigentlich war es ein total widerliches Essen, dass man nicht einmal einem Hund vorgesetzt hätte (Aber wir sind ja weniger wert als Hunde, schliesslich sind wir AdA‘s, was in der Öffentlichkeit fälschlicherweise mit „Angehöriger der Armee“ übersetzt wird. In Wirklichkeit steht es aber für „Arsch der Armee“.).
Aus purer Grosszügigkeit wurde uns die Seltenheit von einer ganze Stunde Mittagspause gegönnt, dumm nur, dass unsere Zimmer, mit den guten, alten Unterhaltungselektroniken und vor allem den Betten(!), eine halbstündige Autofahrt entfernt waren. So machten wir es uns, so gut es ging, im Kasernenhof gemütlich.
Am Nachmittag war eigentlich geplant, dass wir unsere Anzüge für den Ausgang fassen, doch waren noch ein paar hundert Rekruten vor uns an der Reihe (ach wie sehr ich doch die geniale Planung der Armee bewundere). Flexibel wie unser Kader jedoch war, änderten sie schlag artig ihre Tagesplanung und ersetzten sie durch Übungen, Übungen und nochmals Übungen. Natürlich lehnte ich jegliche Manöver ab, die mein leiden weiter verschlimmert hätten.
So vergingen schliesslich noch ganze 6 Stunden bis wir unsere Ausgangs Klamotten fassen und beinahe noch einmal so lange, bis wir unsere Rückreise antreten konnten.
Es war ungefähr 23:00, als wir eng in unserem Laster verfrachtet, in die Kaserne zurückkehrten. Als erstes füllte ich erneut einen Antrag für einen Arztbesuch und zusätzlich für einen bei einem Psychologen aus. Mir ging es so wohl körperlich, als auch geistig nicht besonders gut. Die Wut die ich anfangs auf alles und jeden verspürte, hatte eine 180° Wendung gemacht und ein grosses, leeres Loch hinterlassen. Noch kurz das ABV hinter mich gebracht und endlich war Nachtruhe.






TAG 5, Freitag 02.11.07


Der Tag begann ungewohnt sonnig und mein Leiden hatte sich etwas gemildert. Zu dem war heute ein ganz besonderes Datum, ein ganz spezieller Tag, mein Geburtstag.
Der Morgen lief äusserst ruhig ab. Nur Theorie stand auf dem Stundenplan, mit vielen Pausen dazwischen, es war einfach super. Danach folgte eine Mittagspause von sage und schreibe eineinhalb Stunden. Während ich zum Mittagessen antrabte, gratulierte mir einer meiner Obergefreiten sogar (ich war ehrlich überrascht). Nach dem Essen (es schmeckte etwas besser als sonst), holte am internen Postschalter ein Packet meiner Eltern ab. Darin ordentlich Süsses und eine kleiner Kuchen, samt einer Schachtel Kerzen. Viel hatte ich jedoch nicht davon, da ich, wie es sich im Militär gehörter, alles kameradschaftlich mit den anderen Insassen (Entschuldigung ich meinte Rekruten) teilte. Jetzt fehlte nur noch die Bestätigung für meinen Arzttermin, doch auf diesen wartete ich an jenem Tag hoffnungslos.
Am Nachmittag wurden ein paar kurze Übungen abgehalten und dann folgte die Schreckens Nachricht. Bereits einige Tage zuvor hatte ich etwas vermutet, doch nun wurde es zur bitteren Wahrheit. Die "verschwundenen" (ich würde sagen nie „ausgeteilten“) Bajonetten war dem Kader oder besser gesagt dem „höheren“ Kader, sprich dem Kompaniekommandanten (Präsentationgenie) wohl doch nicht ganz so egal gewesen. Nun galt es für sie ihre Unschuld an der ganzen Sache zu beweisen, unter was wir natürlich zu leiden hatten.
Was im Detail für uns hiess, unsere sämtlichen Sachen aus unseren Zimmern (und ich meine alle Sachen(!!), ein Wunder das wir die Möbel drin lassen durften) auf den Waffenplatz zu schleppen und dort sorgfältig ausbreiten mussten. Unter „sorgfältigem ausbreiten“ muss man sich dies natürlich in Militärverhältnissen vorstellen. Was bedeutete, dass als erstes ein Muster aufgebaut wurde und wir alles mit unserem Material exakt nach bilden mussten.
Dann wurde alles kontrolliert, bis auf den Wäschesack, dabei wäre der gross genug gewesen, um ein ganzes Bündel Messer darin zu verstecken. Die ganze Prozedur dauerte bis spät in die Nacht und das Ergebnis fiel aus, wie ich es mir gedacht hatte. Ich bereue es noch heute, dass ich mit keinem der Obergefreiten eine Wette abgeschlossen hatte, denn es wurde nichts, rein Garnichts gefunden. Wie es sich gehörte entschuldigte sich das ganze Kader bei uns, trugen alle unsere Sachen zurück ins Zimmer und bereiteten uns noch einen Mitternachts Snack … oh, ich bin wohl eingeschlafen. Wie es sich fürs Militär gehört wurde alles schön unter den Teppich gekehrt und niemand vom Kader macht auch nur die kleinsten Anstalten, irgendein Wort der Entschuldigung oder des Schuldeingeständnisses an uns zu verlieren. Dabei ist die Kameradschaft (ich glaube dazu gehört auch Ehrlichkeit und Vertrauen), dass höchste Gut im Militär und von Gesetzes wegen sogar vorgeschrieben. Aber ich bin mir nun sicher, dass im Militär dieser Begriff ohne jegliche Bedeutung verwendet wird und nur dazu dient, den Rekruten Respekt und Vertrauen gegenüber seinen Vorgesetzen aufzuzwingen.
Kurz gesagt, egal was passiert und wie unschuldig ihr auch sein mögt, für die Oberen (und hier meine ich ganz besonders alles mit und über dem Hauptmann), wird man als Rekrut immer der Schuldige sein.






TAG 6, Samstag 03.11.07


Endlich, endlich war Samstag(Juhu!!). Noch nie hatte ich mich so sehr über einen Samstag gefreut. In Windeseile würgten wir das Frühstück hinunter und brachten die unsägliche Kasernenreinigung mit Bravur hinter uns. In unserer „Ausgangs“-Kleidung quetschten wir uns in die zivilen Busse, welche uns nach Thun, zum Bahnhof brachten.
Ich war endlich wieder Frei!!!!!! Vorübergehen zumindest.






TAG 7, Sonntag 04.11.07


Es waren noch keine 30 Stunden vergangen, da sass ich bereits wieder im Zug nach Thun. Pünktlich um 21:45 galt es für alle Rekruten sich vor den Bushaltestellen vor dem Bahnhofsgebäude einzufinden. Es herrschte ein reges Gedränge, da jeder einen der raren Sitzplätze ergattern wollte.
Natürlich gab es auch einige wenige, welche die kurze Freiheit etwas zu sehr genossen hatten, wie man an der lallenden Sprache und dem torkelnden Gang leicht erkennen konnte. Und so kam es, kaum hatten wir die Kaserne erreicht und quetschten uns aus den Bussen, zwei auf dem Waffenplatz erbrachen. Dies stiess dem Kompaniekommandanten (Präsentationgenie) sauer auf, weshalb wir ordentlich Standpauke vorgebellt bekamen.
Immerhin entliesse er uns ohne weitere Komplikationen in die Nachtruhe.






TAG 8, Montag 05.11.07


Ein Wunder geschah an diesem Tag, den ich bekam endlich die Genehmigung für einen Arztbesuch, im riesigen Militärkomplex unten ihn Thun. So waren für mich sämtliche geplanten Übungen, vorläufig gestrichen, damit ich Zeit hatte zu duschen und mich in den edlen (hust) Ausgänger zuwerfen. Dann wurde ich mit einigen anderen in eines der kleineren Fahrzeuge verfrachtet und los ging es.
Im Medizinischen Zentrum (kurz „MZ“), war erst einmal warten angesagt, was aber ganz angenehm war. Man konnte sich auf eine der harten Holzbänke setzen, dort eine Mütze voll Schlaff nehmen oder sich eine der Zeitschriften schnappen. Im schlimmsten Fall, konnte man noch immer seinen Lunchbeutel plündern, welcher uns freundlicherweise mit gegeben wurde.
Nach weniger als zwei Stunden wurde ich dann endlich aufgerufen und zu einem der Ärzte vorgelassen. Alles ging sehr schnell, ich berichtete von meinen Beschwerden, worauf mir eine Packung Medikamente so wie ein Attest, in die Hand gedrückt wurde. Beinahe wären mir die Tränen gekommen (vor Freude), denn mir wurde für die ganze Woche ein Verbot für alle sportlichen Aktivitäten erteilt (Juhuuu!!!).
Denn Rest des Tages verbrachte ich mit den anderen Rekruten auf der Holzbank. Erst gegen Abend (soll keine Beschwerde sein) holte uns einer der Fahrer wieder ab und brachte uns pünktlich zum Abendessen in die Kaserne zurück.
Für den Abend war ein kleiner Ausgang vorgesehen, weshalb nur die übliche Kasernenreinigung (hmm, wurde dich nicht erst vor zwei Tagen geputzt) auf dem Dienstplan stand. Ich war richtig happy, was sich aber schlagartig änderte. Nur Minuten vor Ausgangsbeginn wurde mir mitgeteilt, dass ich noch Nachübungen zu leisten hätte (grummel, nerv). Also wieder raus aus den Ausgangs Klamotten und rein in den Tarnanzug. Direkt vor dem Eingang der Unterkünfte galt es sich zu versammeln. Unerwartet wurden wir von einem Zugführer eines anderen Zuges (ich nenne ihn gerne kleiner Schreihals), zusammen geschnauzt und indirekt als Idioten dargestellt. Dies nur weil wir zu spät kamen, aber nur aus dem logischen Grund, weil wir zu spät über diese Übung informiert wurden. Natürlich probierten wir ihm diesen Sachverhalt darzulegen, was die Situation allerdings nur verschlimmerte. Nach dem wir uns alle glücklicherweise wieder beruhigten, bevor es zu Handgreiflichkeiten gekommen war (es hätte nicht mehr viel gefehlt, denn dieser Typ macht einem so aggressiv), begannen wir die bereits Verhasste Lektion.
Es galt einzig und alleine zu üben, wie das Sturmgewehr auseinander und wieder zusammengebaut wird. Zu meiner Überraschung war ich darin Richtig gut (hatten mein jahrelanges gamen also doch endlich mal etwas Gutes). In weniger als einer Stunde brachten wir die Übung hinter uns und wir wurden in unsere verdiente Nachtruhe entlassen.






TAG 9, Dienstag 06.11.07


Für diesen Morgen stand ein Sporttest an, denn ich jedoch dank meiner Sportdispens nicht absolvieren durfte (ich danke hiermit dem Obergefreiten, welcher nichts mit dem Begriff „Aufwärmübungen“ anfangen kann). Als Gegenleistung wurde ich, in der Eiseskälte, zum Wacheschieben verdonnert. Allerdings wurde mir gleich wieder warm, als ich meine Kameraden sah, die ihren 12 Minuten Lauf doch tatsächlich draussen absolvieren mussten. Zusätzlich stand mir noch jede Menge warmer Tee zur Verfügung, womit sich das ganze als recht gemütlicher Job herstellte (Aufruf an alle: Wenn ihr schon in die RS geht, dann holt oder simuliert wenigstens eine ordentliche Zerrung oder Hexenschuss). Als kleine „Belohnung (sarkastisch gemeint)“ für alle, durften wir die verschiedenen Panzermodele begutachten (nicht anfassen!), die auf dem Areal aufgestellt waren.
Als weitere Belohnung gab es ein köstli… (würg) kös… (würg), es gab Essen. Im Militär kriegt der Begriff „Dosenfrass“ eine ganz neue Bedeutung (ACHTUNG: Ausgründen der Gesundheit muss ich euch folgendes mitteilen: nehmt euch in acht vor dem Curry! ). Später am Nachmittag wurde zum ersten Mal mit dem Sturmgewehr scharf geschossen. Dies fand in einem 300m Schiessstand, ausserhalb von Thun statt. Ich hatte bis anhin noch nie geschossen und kann nun sagen, dass es mir auch gar keinen Spass macht. Es ist zwar nicht Schwer die Zielscheibe zu treffen, doch alles andere Stellte sich als pure Glückssache heraus. Man konnte die Mitte noch so gut anvisieren und ständige Korrekturen am Gewehr vornehmen, es ergab nie zweimal das gleiche Ergebnis. So war ich auch vom Wissenschaftlichen Standpunkt (alles muss Rekonstruierbar sein), nicht überzeugt von diesem Gerät.
Was die ganze Sache zu dem erschwert war die Tatsache, dass das Sturmgewehr nur einen fetten Balken, anstatt eines Fadenkreuzes besass. Wie mir Monate (ok, es war ein Jahr) später jedoch mitgeteilt wurde, ist es mit einem kleinen Dorn ausgestattet, welcher einem die Mitte angeben sollte, dieser muss aber zuerst richtig einstellen werden (wie gut das einem diese Tatsache so ausführlich erklärt wurde, da hat man doch gleich ein viel besseres Gefühl, wenn man an die Milliarden von Steuergeldern denkt, welche jährlich für diesen Schwachsinn ausgegeben werden).
Nach der waghalsigen Rückfahrt in die Kaserne (mit einem Laster voller Rekruten auf der Ladefläche, auf die Autobahn, dass ist doch Hirnrissig!!), durften wir auch noch die scheiss Waffe reinigen. Eine ganze Stunde dauerte es, da uns jeder Schritte einzeln erklärt, dann nach gemacht und kontrolliert wurde (hiess es nicht einmal „mitdenken“, so vier einfache Arbeitsschritte sollte ich mir gerade noch merken können).






TAG 10, Mittwoch 07.11.07


Erneut fanden Schiessübungen am Morgen statt. Dieses mal jedoch auf eine Distanz von 30 Metern und in drei verschiedenen Schusspositionen (liegend, kniend und stehend). Dabei war es mir beinahe unmöglich stehend das Ziel zu treffen, da ich das Gewehr nicht still halten konnte. Wenigstens traf ich beim liegen und knien einigermassen ins Ziel, aber es bereitete mir einfach keine Freude, auch wenn ich ab und an einen Guten Treffer landete. Es zeigte mir wie sinnlos Waffen und dieses ganze Waffentraining waren. Würde es tatsächlich jemals zu einem Krieg in der Schweiz kommen, was seit über hundert Jahren nicht mehr der Fall gewesen war (wir haben ja auch nichts, ausser digitales Geld auf den Banken, aber das kriegt man auch ohne Krieg), hätte unsere Milizarmee nicht den Hauch einer Chance, gegen die hervorragend ausgebildeten Berufssoldaten.
Der Nachmittag war gespickt mit Theorieblöcken. In einem wurde sogar über den Umweltschutz der Schweizer Armee berichtet. Dabei wurde gross vorgeschwärmt wie sich das Militär für den Erhalt der Moore einsetze (ich fand es einfach nur lächerlich), über den massiven CO2 Ausstoss der Panzer und Transportfahrzeuge wurde allerdings kein Wort verloren.
Der Abend war wieder einmal mit Kampfstiefel und Sturmgewehr putzen verbucht.






TAG 11, Donnerstag 08.11.07


Schon die ganze Woche hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, denn für mich stand Gruppendienst auf dem Arbeitsplan. Dabei muss man ein wenig putzen und vor allem viele Pausen einlegen, während der Rest des Zuges dem üblichen Tagesbefehl folgt. So verlief für mich Morgen und Nachmittag sehr gemütlich und ohne jegliche Sorgen.
Für den Abend war der erste 5km Marsch so wie eine Nachtübung geplant. Da ich jedoch noch immer die Dispens hatte, viel auch dies für mich aus und ich wurde für die Wache eingeteilt. Dies war aber gar nicht so leicht, wie man vieleicht meinen könnte. Denn man hockt dabei in einem kleinen Raum, starrt auf das Eingangstor und wartet darauf, dass irgendetwas passiert. Dabei darf man weder Multimediageräte, zivile Schriften, noch Essen mit nehmen und einen Gesprächspartner wurde einem auch untersagt. Einzig eine kleine Bibel, durfte man lesen (Na toll, eine Bibel passt ja auch super zu einem Atheisten. Ich dachte bei uns sind Kirche und Staat voneinander getrennt?).
Wir waren eine Gruppe aus insgesamt 5 Leuten, die nun 24h Wache schieben mussten. Ich hatte gleich eine der ersten Wachen, die irgendwann um Mitternacht endete.






TAG 12, Freitag 09.11.07


Es war ungefähr vier Uhr morgens, als ich meine nächste Schicht antreten musste. Nur mühsam kroch ich aus dem Bett und setzte mich nach vorne in die Wachkabine. Es viel mir unglaublich schwer wach zu bleiben, denn es war einfach nichts los. Wenigsten fand ich einen Block und Bleistift und begann irgendwelche Kringel und Quadrate zu zeichnen. Doch die Zeit schlich nur so dahin und mehrere male Nickte ich für den Bruchteil einer Sekunde ein. Erst als kurz vor fünf Uhr der Becker vorfuhr, kam etwas Bewegung in das Ganze. Immerhin musste ich jetzt zum Schalter hinüberlehnen, der das Tor öffnete. In der Regel, muss man zivile Fahrzeuge vor dem Einlass dem Kompaniekommandanten melden, doch mir wurde zuvor aufgetragen, den Becker einfach so einlass zugewähren (wer also unbedingt die Plüschtiere des Feldweibels klauen will braucht sich nur als Becker zu tarnen und schwups ist man drin).
Die Wache dauerte noch den ganzen Tag, an dem ich beinahe vor Langeweile gestorben wäre. Während des Tages musste auch die Kabine vorne am Tor besetzt sein, wo es alles zu dokumentieren galt, was sich auch nur in die Nähe des Tores wagte. Vor allem wenn ein Zivilauto Einlass wollte, galt es als erstes das Kennzeichen zu überprüfen, welches vorgedruckt auf einer Tabelle stehen musste. Erst dann durfte die Schranke geöffnet werden. Natürlich nahm dies Kontrolle etwas Zeit in Anspruch. Was offensichtlich einem der Herren in Zivil nicht klar war und ohne zu bremsen, auf die Schranke zu fuhr. Erst im letzen Moment trat er, ein wenig in Panik, auf das Bremspedal und warf mir einen wütenden Blick zu (Wäre mir nur recht gewesen, wenn er in die verdammte Schranke gebrettert wäre! Nur weil er einen höheren Rang besitzt muss er nicht meinen, dass er eine Art Berühmtheit ist, welche jeder kennt und sofort spurt). Mit einem Grinsen im Gesicht grüsste ich, kontrollierte gemütlich die Nummer und öffnete schlussendlich die Schranke.
Am Abend wurden wir dann endlich, mit Verspätung, von der neuen Gruppe abgelöst. Dann stand noch die Kasernenreinigung auf dem Programm, damit wir am nächsten Tag, schnellst möglich von hier verschwinden konnten.






TAG 13, Samstag 10.11.07


Endlich Wochenende! Nach einer kurzen Morgenverlesung, quetschten wir uns in die bekannten Busse und fuhren Richtung Heimat.






TAG 14, Sonntag 11.11.07


Kaum begonnen war das Wochenende schon wieder vorbei und ich fand mich auf dem Exerzierplatz vor der Kaserne Jassbach wieder. Dieses mal gab es keine unangenehmen Zwischenfälle und so Konnten wir in Ruhe unsere Quartiere beziehen und zu Bett gehen.






TAG 15, Montag 12.11.07


Der Montag stand ganz im Zeichen der Theorie, an dem uns der Aufbau und die Struktur der Armee grob aufgezeigt wurde. Ich muss gestehen, ich war sehr beeindruckt, denn noch langweiliger hätte man die sehr, sehr trockene Theorie nicht vortragen können. Der Umstand, dass ich mich keinen Deut für die Sache interessierte, machte es auch nicht besser. Ausserdem war ich sowieso schon extrem genervt, weil ich noch immer keine Erlaubnis für einen Besuch beim Psychiater erhalten hatte (Zur Erinnerung, ich habe das Formular zeitgleich mit meinem Antrag für den Arztbesuch ausgefüllt). Mir war in den letzen Tagen immer klarer geworden, dass ich von hier verschwinden musste, koste es was es wolle.
Noch vor dem Mittagessen redete ich mit dem Hauptfeldweibel, doch dieser wusste nichts von meinem Antrag und verwies mich nur auf den Zugführer. Wütend machte ich mich auf dessen Suche, doch konnte ich ihn nicht ausfindig machen. Nicht einmal dem Kader war bekannt, wo er sich zurzeit aufhielt.
Erst am späten Abend, als wir im Kartenlesen unterrichtet wurden (was total simple ist), traf ich auf ihn. Er nahm es sehr gelassen und riet mir einfach einen neuen Antrag zu stellen. Was an dieser Stelle vielleicht noch zu erwähnen wäre ist, dass in der Zwischenzeit unser Zugführer gewechselt hatte. Der neue war eine Spur strenge, hatte ein komischen Humor, schien mir aber ganz in Ordnung zu sein.
Da es mir wirklich wichtig war, füllte ich erneut das Formular aus und wollte es noch am gleichen Abend einreichen, doch unser Zugführer war schon wieder verschwunden und für den Rest des Tages nicht mehr auffindbar (it’s magic??).






TAG 16, Dienstag 13.11.07


Noch vor der Morgenverlesung drückte ich dem Zugführer am Frühstückstisch, meinen Antrag in die Hand.
Dann stand für den ganzen Morgen Sport auf dem Programm, über was ich mich gar nicht freute (warum, warum, … musste nur meine Dispens auslaufen). Zu meiner Überraschung bekam unser Zug einen Zivilisten als Sporttrainer spendiert. Dieser Umstand lies mich ein wenig hoffen, da die anderen Züge von ihrem Kader eher gequält wurden, als wirklich Sport zu betreiben.
So war Joggen für die heutige Sportstunde angesagt, leider draussen in der Eiseskälte. Oberhalb der Kaserne, im nahe gelegenen Wald befand sich ein Vitaparkur, von dem wir einige Stationen besuchten. Anfangs ging es noch recht gut, doch gegen Ende musste ich das joggen sein lassen und bin den anderen in schnellem Gang gefolgt. Es war aber auch kein Wunder, ich bin alles andere als eine Sportskanone und hatte mir über das Wochenende auch noch eine Erkältung geholt. Wenigstens war ich nicht der einzige im hinteren Feld (die Geburtsstunde des Team Anti-Sport).
300m Distanzschiessen war für den Nachmittag geplant, was eigentlich eine lockere Sache war, da man nicht viel tun musste (hinlegen, abdrücken, passt schon). Trotzdem war ich überhaupt nicht Motiviert, denn es macht mir einfach keinen Spass.
Anfangs war ich darüber ehrlich erstaunt, da das Schiessen an sich, schon eine spezielle Sache ist, die man nicht jeden Tag machen kann (obwohl, eigentlich schon, wer es mag). Aber trotzdem würde ich lieber stricken, als noch einmal schiessen zu müssen.
Was mir nach dem schiessen allerdings extrem sauer aufstiess war die Tatsache, dass sich unser neuer Zugführer äusserst herablassend über diejenigen äusserte, welche keine gute Trefferquote erzielt hatten. Ich will hier seine genaue Wortwahl nicht wieder geben, aber normaler weise hätte er dafür Schläge kassiert.
Dienstagabend war auch Ausgangsabend, der aber nur bis in die nächste Ortschaft reichte. Jedoch galt es erst diesen Ausgang zu verdienen, in dem in einer 3 Stündigen Prozedur, die komplette Kaserne regelrecht sterilisiert wurde. Allerdings behaupte ich an dieser Stelle, dass alles in der Hälfte der Zeit zu bewältigen gewesen wäre, hätte man es vernünftig geplant und nicht auf die übliche Militär Organisierung (eins, drei, acht, fünf, eins, …) zurückgegriffen.
Ich und etwa 30% der Rekruten blieben schlussendlich erschöpft in der Kaserne zurück, um uns einmal richtig auszuspannen und ein gutes Buch zu lesen. Nee war natürlich nur Spass, für was hat man denn seinen GameBoy und die PSP dabei. Und sollten deren Akkus erschöpfen, bleiben mir immer noch der PDA, das Handy und mein geliebter Mp3-Player. Man sieht also, an Unterhaltung hätte es mir nicht gefehlt (grins).






TAG 17, Mittwoch 14.11.07


Haute war wieder einmal einer der wenigen guten Tagen, zumindest der Abend. Denn heute fand einen "Welcome - Abend" in der Stadt Thun statt, der bereits um 17:00 Uhr begann. Aus diesem Grund war für diesen Mittwoch ein knappes Programm angesagt. Nur eine Stunde nach der Tagwache, wurden wir nach Thun hinunter gebracht, um im 30m Schiessstand unsere Zielgenauigkeit zu verbessern (warum nicht stricken oder häckeln?). Ich war sau gut gewesen, bis ich bemerkte, dass die Zielscheibe und nicht der Hügel dahinter das Ziel war. Ich hatte so viele Kugeln ins Blaue (oder besser gesagt ins braune) geschossen, dass das Ungeziefer noch über Jahren hinweg an einer chronischen Bleivergiftung leiden wird.
Da auch meine Kameraden in etwa die gleiche Treffsicherheit aufwiesen, bekam nicht nur ich die Standpauke des Zugführers ab. Dieser versuchte witzig zu sein und meinte: „Mit jedem Schuss den ihr verschiesst, verschleudert ihr Tausende von Steuergeldern (hahaha! … ??).“ Dumm nur, dass wir auch Steuergelder verschleudern wenn wir treffen.
Allerdings glaubte er gut damit angekommen zu sein und setzte einen oben drauf: „Dem nächsten der daneben schiesst, Schraube ich den Kopf ab, schiesse ihm ein Loch in den Schädel und pflanze ihn wieder auf den Torso (wie bitte?? Und sowas hat auch noch Kinder!!).“
Nach einer guten Stunde wurde uns kurz beigebracht, wie man etwas Beobachtet und Karten zeichnet. Allerdings hätte man die wenigsten unserer Karten und Dokumentationen für den militärischen Einsatz wirklich gebrauchen können, aber witzig waren sie alle male. Es war ziemlich langweilig, da nicht viel passierte und wir nur auf ein grosses Feld starrten, so begannen wir z.B. auch verdächtige Krähen zu verzeichnen (noch nie von getarnten, mit Sprengstoff gefühlten Killerdrohnen gehört, die krächzen?).
Nach einer kurzen Kasernenreinigung (macht ja auch Sinn die Kaserne nach der exzessiven Reinigung vom Vorabend nochmals zu putzen) wurden kurzerhand in unseren Ausgängern, zum Schloss Thun gefahren. Der Bürgermeister hielt eine kurze Ansprache ab und entsendete uns auf einen kurzen OL (der Bürgermeister schien an derselben Untertreibungs-Erkrankung wie das Militär zu leiden). 12 Posten galt es zu besuchen, die alle etwas mit der Geschichte Thuns oder der Armee zu tun hatte. Dafür wurde uns 2 Stunden Zeit gegeben, die aber bei weitem nicht ausreichten. Es winkten jedoch einige Preise, allerdings handelte es sich dabei nur um ein paar Gutscheine des örtlichen Gewerbes, was keinen wirklichen Ansporn gab. So kam meine Gruppe schlussendlich als letzte durchs Ziel, jedoch hatten wir auch zwei grosse Handicaps. Erstens hatte einer Probleme mit seinem Bein und zum anderen überkamen mich zweitweise derart heftige Hustenanfälle, dass ich mich beinahe übergeben hätte.
Der Rest des Abends galt als Ausgang und es war einem nun freigestellt, wohin man gehen wollte. Der Zug spaltete sich deshalb in kleinere Gruppen auf. Meine verzog sich in ein nettes, ruhiges Lokal, wo wir bis zur Rückfahrt, unseren Frieden hatten.






TAG 18, Donnerstag 15.11.07


Der komplette Umfang des Themas „ABC-Schutz“, wurde uns an diesem Tag eingetrichtert. Es wurde uns beigebracht wie man sich bei den verschiedenen Angriffen verhält und wie der Schutzanzug anzulegen ist. Zusätzlich wurde die Dichtigkeit unserer Schutzmaske (ehemals Gasmaske, aber niemand weis weshalb) geprüft. Dazu galt es in einen Wagen zu steigen, der durch einen Obergefreiter mit Bananengas gefüllt wurde (zitter?). Für jene die jetzt an viel Rauch und Qualm denken, vergesst es. Das Bananengas befand sich in flüssiger Form in einer Sprühflasche, von der nur wenige Tropfen in den Wagen gespritzt wurden. Ich roch nichts und so war der Test auch schon beendet. Sollte euer Zugführer ein Drecksack sein, dann ist Vorsicht geboten. Häufig wird dieser Test auch mit Tränengas durchgeführt. Bei einer undichten Schutzmaske, kann dies zu ernsten Verletzungen führen, darum auf jeden Fall verweigern. Das Militärgesetz steht dabei auf eurer Seite, denn ein Befehl braucht nicht ausgeführt zu werden, sollte dabei eure Gesundheit auf dem Spiel stehen.
Erst als wir die Masken wieder abnehmen durften, schmeckte ich den süssen Bananenduft, der mich stark an das Bananenjogurt aus dem Coop erinnerte. Ich hätte gerne mehr davon gehabt, was nur die wenigsten verstanden, denn vor allem das Kader fand den Geruch einfach nur abstossend.
Anschliessend fand der allerseits gehassten Wochentests statt, denn wir in Vollmontur (Schutzanzug und Schutzmaske) schreiben mussten. Dann waren um 21:00 Schluss und wir hofften bereits die restliche Zeit spendiert zu bekommen, da der Tagesbefehl abgearbeitet und erfüllt war. Doch dann raubte uns ein Obergefreiter alle Hoffnung und berichtete von einer wichtigen Übung die noch ausstehen würde. Der ganze Zug wurde in einen der Theoriesäle gebracht, wo der Zugführer und das restliche Kader uns bereits erwarteten. Eine Tafel war neben ihm aufgestellt, auf der drei Punkte vermerkt waren: Sturmgewehr 95, ABC-Schutz und Extremsport (aaaahhhh!!!).
Ich konnte es nicht fassen und meinen Kameraden ging es genau gleich. Dann verklickerte uns der Zugführer, dass wir zu wenig Leistung und Motivation gezeigt hätten und aus diesem Grund Nachübungen zu leisten seien. Diese würden solange wiederholt werden, bis von jedem einzelnen nur perfekte Ergebnisse erzielt wurden. Sofort wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und mussten nach draussen treten. Als erstes war ich in der Stgw95 Gruppe eingeteilt und der zuständige Obergefreite begann nach unseren Problemen mit dem Sturmgewehr zu fragen. Plötzlich teilte er mit, dass wir sofort wieder in den Theorieraum zurückkehren müssten, da noch ein Test anstehen würde. Ich wurde stutzig und dachte bereits an einen Scherz, war mir aber nicht ganz sicher. Drinnen stand wartete erneut der Zugführer der nun meinte, kein Unmensch zu sei und uns noch eine Chance geben würde.
Nun wurde ein Film gestartet, in dem Grenadiere im Umgang mit dem Stgw95 gezeigt wurden und dabei einige Fehler machen würden. Wer alle Fehler findet, darf einen der drei Posten streichen (Extremsport, Extremsport!!). Wie von der Tarantel gestochen zückten wir unser Schreibzeug hervor und starten wie gebannt auf die Leinwand vor uns. Die ersten Bilder erschienen, die aber ganz und gar nicht passen wollten. Dann kam in grossen Lettern der Titel des Films "Nicht noch ein Teenie Film!". Alle begannen zu klatschen und der Zugführer, wie der restliche Kader grinsten uns hämisch an. Der Film war unterstes Niveau, doch das war total egal.






TAG 19, Freitag 16.11.07


Dieser Freitag war ein ganz besonderer Tag, denn wir durften bereits um 12:30 Uhr nach Hause (Juhuu!!). Ungeduldig brachten wir die überaus trockene und langweilige Theorie über die Funksysteme der Armee hinter uns und zischten ab ins Wochenende. Endlich einmal ein richtig langes Wochenende, das man geniessen konnte.
Ach ja und wir bekamen auch unseren ersten Sold (wauuu!! 34.-, nun kann ich mir endlich ein Haus, nein ein Auto, aber neue Ski, hmm … aber für ein Sandwicht und ein paar Lotterielose (aber nur die billigen) sollte es reichen).






TAG 20, Samstag 17.11.07


Wie erholsam ein Tag doch sein kann. Am Bahnhof sind mir einige arme Rekruten aufgefallen, die erste heut in den "Urlaub" entlassen wurden (grins).






TAG 21, Sonntag 18.11.07


Die vierte Woche in der RS beginn, also noch 17 vor mir (Nnneeeeeeeiiiiiinnnnn!!!!).






TAG 22, Montag 19.11.07


Der Montag begann wie jede Woche mit trockener Theorie. Der Inhalt drehte sich wie schon öfters, um den Aufbau der Armee und deren Einsatzmöglichkeiten (gähn). Doch dann wurde mir die freudige Nachricht überbracht, dass ich endlich nach Thun hinunter, wo ich den PPD (Phädagogisch Psychologischen Dienst) besuchen durfte.
Dort wurde mir die Gelegenheit gegeben meine Probleme die ich mit dem Militär hatte darzulegen. So gut es ging versuchte ich den dortigen Fachoffizier zu überzeugen, dass ich ein Fall für den Psychiater sei. Doch war mein schauspielerisches Talent nicht überzeugend genug, weshalb ich zu keinem Psychiater vorgelassen wurde. Aber wie ich erfuhr war die PPD Zentrale auch eine Beschwerdestelle an die man sich richten konnte, sollte es Probleme mit den Vorgesetzten geben. So setze ich mich an einen der dortigen Computer und schrieb eine 3 Seitige Beschwerdeliste, die sämtliche unangebrachten Äusserungen und Entscheidungen meine Vorgesetzten (ein ganz besonderes Augenmerk legte ich dabei auf den Hauptfeldweibel).
Als der Fachoffizier meine Liste kurz überflog war er äusserst erstaunt über meine Schilderungen und befand die Handlungen als absolut inakzeptabel. Zu meiner Überraschung teilte er mir mit, dass sich bereits auch Rekruten aus den anderen Zügen, sich über ihr Kader beschwert hätten. Für den kommenden Mittwoch legten wir einen erneuten Termin fest, falls es zu erneuten Vorfällen kommen sollte.
Da mein Aufenthalt in Thun den ganzen Tag dauerte, war der Rest de Tages für mich gelaufen.






TAG 23, Dienstag 20.11.07


Wie so oft war Schiessen angesagt. Dafür verschoben wir nach Thun, wo wir das Kurzdistanzschiessen übten. Den ganzen Morgen war es sau kalt, dass selbst die lausigen Militärhandschuhe nichts nützten. Und es ist überhaupt nicht einfach den Abzug mit eingefrorenen Fingern zu drücken. Insgesamt verschoss jeder Rekrut etwa 4 Magazine Munition, was 80 Kugeln entspricht. Zur Belohnung durften wir unsere Gewehre in der Sonne reinigen.
Für den Nachmittag übten wir den Aufbau eines Wachpostens (Backe, backe Kuchen) und das Patrouillieren (Waldspaziergang). Zwei relativ simple Dinge, die sogar etwas Spass machten. Zudem kam, dass wir zwei neue Wachtmeister erhielten, die alles relativ gelassen nahmen (für die war es auch nur ein Kurzaufenthalt von lächerlichen 3 Wochen).
Der geplante Ausgang am Abend wurde für meinen Zug kurzer Hand gestrichen, da wir von zwei Kameraden einige Sachen vergessen hatten. So was passiert eben, wenn man wie das Militär zu denken beginnt (überhaupt nicht). Aus diesem Grund mussten wir während der Ausgangszeit einen zwei seitigen Aufsatz über Kameradschaft verfassen. Glücklicherweise bin ich ziemlich schnell und einfallsreich im Schreiben, weshalb meine Seiten ruck zuck voll waren (hätte sogar noch eine Seite gebraucht). Da jedoch nicht jeder dieses Tempo an den Tag legen konnte, zog sich das ganze ziemlich in die Länge, was nicht allen gefiel. Mir war das ganz egal, sich aufzuregen hätte es ohnehin nicht besser gemacht.






TAG 24, Mittwoch 21.11.07


Mittwoch war für mich PPD Tag. Während die anderen Tests am PC durchführten, sass ich in einem gut geheizten Sitzungszimmer und lies mir meine Möglichkeiten aufzählen. Mir wurde angeboten mich in eine andere Kompanie um teilen zulassen oder in den Zivildienst zu wechseln.
Es war nicht die Antwort die ich erhofft hatte und so grübelte ich Stunden lang auf einer Holzbank, bis ich von einem Fahrer wieder abgeholt wurde.
Pünktlich zum grossen Ausgang, traf ich in der Kaserne ein und glaubte mich damit abfinden zu müssen, dass der Militärdienst meine einzige Option war (wo ist eine Wahrsagering, wenn man eine mal braucht).






TAG 25, Donnerstag 22.11.07


Ich war stolz auf mich, denn ich hatte am gestrigen Abend eine sehr gute Entscheidung getroffen. Es ging darum einen Wochenreport zu verfassen, wozu niemand Lust hatte. Dies aus dem ganz einfachen Grund, dass wir keine zusätzliche Zeit dafür bekämen und dies deshalb in unserer Freizeit tun müssten. Bevor auf Teufel komm raus, irgendjemand bestimmt wurde, meldete ich mich freiwillig, da ich ja sowieso diesen Blog schrieb.
Anders als gedacht, wurden mir nun aber doch ganze zwei Stunden zur Verfügung gestellt, in denen der Rest des Trupps auf die Drillpiste musste (phu!!). Manchmal zahlt es sich eben doch aus, auf Risiko zu spielen.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir mit Zugschule und Wiederholungsübungen, also konnte ich getrost mein Gehirn in den Stand-by Modus versetzen. Diesen Zustand behielt ich auch gleich bei der abendlichen putz Orgie bei.






TAG 26, Freitag 23.11.07


Für den ganzen Morgen war Theorie über die Indoor und Outdoor Funkaufklärer angesagt (Indoo = kann sich selbst am Hinter kratzen, Outdoor = braucht eine Karte dazu). Danach wurden wieder Übungen abgehalten und zum Schluss musste natürlich alles gereinigt werden, inklusive unserer Zimmer. Eigentlich kein spezieller Tag, bis zum Nachmittag, als der Schulkommandant persönlich erschien und mich bei Seite nahm. Er war im Rang eines Obersts und ich hatte ihn höchstens zwei Male aus der Ferne gesehen. Er wollte mit mir über meine eingereichte Beschwerde sprechen. Kurz berichtete er, dass er so eben mit meinem Zugführer und dem Hauptfeldweibel gesprochen habe. Und wollte nun von mir wissen, ob es in den letzen Tagen irgendwelche weiteren Komplikationen gab. Ich verneinte, denn ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass sich das Kader zurückhaltender und lockerer verhalten hatte.
Zur weiteren Überraschung entschuldigte sich unser Zugführer für seine teilweise derben Ausdrücke bei uns und beteuerte, dass dies zu keinem Zeitpunkt ernstgemeint gewesen war (staun). Er versprach sich zu bessern (was er auch hielt, soweit ich es noch mit bekam). So empfand ich schlussendlich doch so etwas wie Respekt vor ihm, denn es ist nicht einfach seine Fehler einzugestehen.
Der Tag hätte nicht mehr besser laufen können und wären mir die dicken schwarzen Wolken über meinem Kopf aufgefallen, hätte ich mit Sicherheit gewissen Vorkehrungen getroffen. So lief ich mitten ins Messer.
Es war 22:30 und das ABV (Abendverlesung), verlesen durch den Einheitsfeldweibels, fand wie gewohnt statt. Die Lichter waren noch keine zwei Minuten gelöscht, da wurde uns plötzlich befohlen uns wieder anzuziehen und uns auf dem Exerzierplatz zu versammeln. Wir hatten keine Ahnung was los war und auch unser Kader war total ratlos. Man konnte etwas leicht Panisches in ihren Augen sehen, was ich mir nicht erklären konnte, mir aber auch kein gutes Gefühl gab.
In den üblichen vierer Kolonen reihten wir uns auf und warteten auf den Einheitsfeldweibel. Mürrisch stampfte dieser auf uns zu und prüfte uns mit strengem Blick. Sofort bemerkte er, dass einige wenige die schwarze Wollmütze, anstatt der normalen Mütze trugen. Daraufhin wurden wir von ihm aufs übelste angebrüllt und aufgefordert, innerhalb von sechs Minuten den C Vollschutz (Jacke, Hose, Überstiefel, Schutzhandschuhe und Schutzmaske) überzustreifen und uns wieder auf dem Platz einzufinden (eine unmögliche Aufgabe, vor allem da sich in den engen Gängen alle im Weg standen).
Während wir uns bestes gaben, kontrollierte der selbst ernannte Psychopath sämtliche Zimmer, die er alle als dreckig und total unordentlich bezeichnete (oder in seinen Worten ein „Saustall“). Deshalb schickte er uns, kaum wieder auf dem Exerzierplatz erschienen, zurück in die Zimmer, um sie noch einmal zu reinigen (alles im C Vollschutz). Zähne knirschen zogen wir uns wieder zurück, es war 23:00 Uhr.
In Windeseile, wir hatten nur 20 Minuten Zeit, versuchten wir die kleinen Mängel zu finden und auszumerzen. Auf die Sekunde genau, fanden wir uns wieder auf dem Waffenplatz ein und standen nun der nächsten Quälerei gegenüber. Wir mussten uns an die Wand, der hinter uns liegenden Halle stellen und eine Sitzposition (wie auf einem Stuhl, bloss halt ohne) einnehmen. In dieser unangenehmen Position liess er uns verharren, während er die Zimmer der Unterkunft noch einmal kontrollierte. Unser Kader schien doch leicht entsetzt, blickten uns jedoch nur hilflos an. Sie hatten genau so viel Schiess vor dem Feldweibel wie wir. Mir war natürlich klar, dieser Mistkerl war nur auf Rache aus (Anscheinend kann der kleine Psychopath nichts mit Kritik anfangen. Buhuhu, muss der kleine Feldweibel jetzt weinen).
Nach einer geschlagenen Viertelstunde an der Mauer, kehrte der noch mürrischere Feldweibel (Entschuldigung ich meinte Einheitsfeldweibel), wieder zurück. Wie zu erwarten waren die Zimmer immer noch dreckig und würden überhaupt nicht dem „Standard“ entsprechen (wie denn auch, wenn sich der Standard alle 5 Sekunden wechselt). Also schleunigst zurück in die Zimmer und die ganze Prozedur noch einmal von vorne. Dieses Mal gab es jedoch nur noch 10 Minuten und dann hiess es wieder zurück an die Wand.
Durch das Gehetze nahm der Herzschlag zu, der Blutdruck stieg und der Körper verlangte nach immer mehr Sauerstoff. Dumm nur, dass die Schutzmasken für derart Situationen nicht ausgelegt waren. Die Membrane reagierte mechanisch zu langsam und liess nicht genügen Luft in die Atemwege. Deshalb gaben uns unsere Obergefreiten, heimlich ein Zeichen, den Filter etwas aufzudrehen, um besser atmen zu können. Natürlich nahm ich diese kleine Manipulation sofort vor und nahm einen grossen, erleichternden Zug der herrlich, kalten Luft.
Ich weiss nicht wie, aber der Psychopathen-Feldweibel bekam dies mit, obwohl er angeblich unsere Zimmer kontrollierte und war nun erst wirklich sauer (meiner Meinung nach hat der nur nach einem Grund gesucht, erst so richtig aus zu ticken). Er hielt uns vor, dass wir ihn hintergangen und Befehle missachtet hätten. „Bis zum Ende der RS werdet ihr das mit euren blutigen Knochen büssen“, brüllte er uns an.
Alle waren in Panik, selbst das Kader (wo waren bloss die Zugführer). Ich wusste nicht was in dieser Situation zu tun war, zum einen wäre es nur zu verlockend gewesen ihm entgegen zu treten. Ihm in seine Hackfresse zubrüllen und ihm seine Unfähigkeit als Feldweibel und als Mensch, vor zu halten. Doch eine andere Seite in mir schrie gerade zu panisch danach, es einfach über sich ergehen zulassen, um wenigstens bald Ruhe zu haben. Meine Gedanken rasten, in Sekunden von Bruchteilen wägte ich die Vor- und Nachteile ab. Dann wurde ich von der Panik der anderen übermannt und hielt meine Klappe. Ich wollte einfach nur noch weg, aber eins schwor ich, dieser Mistkerl würde nicht ungeschoren davon kommen (vor meiner Abreisse habe ich das Militärgesetz quasi auswendig gelernt, ich kenne meine Rechte und dieser „Einheitsfeldweibel“ wird einen Kasernenhof so schnell nicht wieder von innen sehen).







TAG 27, Samstag 24.11.07


Da ich den letzten Wochentest vermasselt hatte, musste ich ihn, während die anderen nach Hause konnten, diesen nachschreiben. Was sich aber als äusserst nützliche Tatsache herausstellte, ich war noch immer extrem sauer, wegen des gestrigen Abends und drückte dem Zugführer gleich meinen Antrag für einen PPD Besuch in die Hand. Ich wusste noch nicht genau wie ich es angehen sollte, aber dieser Feldweibel musste weg (und ich auch). Meine Kameraden warn nicht sonderlich begeistert, aber ich nahm es ihnen nicht übel, sie hatten nur schiess davor, noch eine solche Nacht zu erleben. Aber ich würde das Sache nicht einfach so hin nehmen, es musste etwas getan werden.
Innerhalb einer Stunde war die Nacharbeit der Prüfung bereits beendet. Es war äusserst einfach gewesen, da zuvor die Komplete Prüfung mündlich besprochen und dann sozusagen nur noch aus dem Kurzzeitgedächtnis abgeschrieben werden musste. So viel auch gleich die Korrektur der Prüfung weg, da Fehler beinahe unmöglich waren.






TAG 28, Sonntag 25.11.07


Dies war meine fünfte Woche und ich hoffte tief in meinem inneren, dass es auch die letzte sein würde. Ich hatte mir die Zeit genommen um nach zudenken und bin nun der festen Überzeugung, dass ich das Risiko „Zivildienst“ meistern werde.






TAG 29, Montag 26.11.07


Schon um 05:30 wurden wir aus den Betten geworfen, denn heute stand der 15km Marsch an. Mit schwer Beladen fanden wir uns um 06:45 auf dem HV(Hauptverlesungsplatz(auch Exerzierplatz)) ein. Dann marschierten wir eine Halbestunde später ab (hier und da waren ein paar Dinge vergessen gegangen). Der Marsch begann anfangs ganz ruhig und trotz der ca. 20kg die auf meinem Rücken lasteten, kamen wir gut vorwärts.
Die ersten 5km waren geradezu ein Kinderspiel, wir hatten jedoch bereits 7 km zurückgelegt, da unser Kartenleser (ein Obergefreiter), die Karte nicht richtig gelesen hatte. Wodurch wir uns zwei Mal verlaufen hatten. Mit der Zeit wurde es jedoch immer schwerer, da es ständig Berg auf und wieder hinab ging. Meine Füsse schmerzten und als Mitglied des Team Anti-Sport war es nicht verwunderlich, dass ich ab und an etwas zurück viel. Einer der Obergefreiten griff jedesmal ein, sobald ich wieder zurückfiel (auch wenn es nur 2 Meter waren).
Die letzten 5km stellten sich als echte Herausforderung dar. Schwer atmend schleppte ich mich die Strasse entlang, bis auf den letzten 300m eine 100m lange Strecke folgte, die steil den Berg hinauf führte. Beinahe währe ich zusammen gebrochen und musste (unter Protest, denn hätten sie mich in meinem Tempo weiter laufen lassen, wäre es kein Problem gewesen) deshalb meinen Rucksack einem kräftig gebauten Kameraden abgeben. Von der Last befreit, rannte ich den Hügel hinauf (ich war selbst erstaunt) und nahm oben angekommen meinen Rucksack dankend zurück.
Am Ende unserer Kräfte, erreichten wir die Kaserne in einer guten Zeit. Nach ein paar kurzen Lockerungsübungen wurde uns die Zeit bis zum Mittagessen freigegeben, um uns auszuruhen (wie menschlich).
Der Nachmittag verbrachten wir einerseits damit im nahe gelegenen Waldstück, einen Wachposten aufzuschlagen. Was sogar ein wenig Spass machte, da man etwas kreativ sein durfte. Danach fanden jedoch wieder die ungeliebten Übungen mit dem Sturmgewehr statt, die mich bereits in meinen Träumen heim suchten.
Um 17:00 war bereits Schluss, da der grosse Ausgang auf den Montag verschoben worden war und nun die Kasernenreinigung bevorstand.






TAG 30, Dienstag 27.11.07


Der Dienstagmorgen stand wieder ganz im Zeichen des Jägers (schiessen). Dieses Mal jedoch unter etwas ungewöhnlichen Bedingungen. Denn für die Schiessübungen mussten wir die Schutzmaske tragen, was einem das Zielen ungemein erschwerte. Neben den Schiessübungen wurde leider auch eine Drillpiste aufgestellt, an welcher man auf Zeit verschiedene Stationen mit verschiedenen Gewehrpositionen einnehmen musste.
Nach der Quälerei stand am Nachmittag Sport auf dem Tagesbefehl. Dieses mal sogar in einer richtigen Sporthalle in Thun. Dort betrieben wir etwas Mannschaftssport in den Disziplinen Basketball, Fussball und Unihockey. Dies machte richtigen Spass und lies uns den Militäralltag für eine kurze Zeit vergessen. Für den Abend war eigentlich Biwakieren (Zelten) geplant gewesen, doch schien draussen eine zweite Eiszeit angebrochen zu sein, dass es abgebrochen werden musste(!!). So stellten wir die Zelte oder besser gesagt die übergrossen Steppdecken, die vorne und hinten komplett offen waren, auf der zugefrorenen Wiese auf und brachen sie kurz darauf wieder ab. Danach mussten wir noch schnell die Schuhe und Heringe reinigen, dann war Schluss.






TAG 31, Mittwoch 28.11.07


Schneller als gedacht wurde meinem Antrag für einen Besuch beim PPD (pädagogisch psychologischer Dienst) statt gegeben. Dort traf ich auf einen netten, älteren, äusserst Kompetenten Herren, der nur all zu gut über die Situation in Jassbach Bescheid wusste. Ich berichtete ihm von jenem Abend, als der Einheitsfeldweibel seine Kompetenzen überschritt. Ich dachte daran eine Anzeige zu schreiben, doch der Stabsadjutanten riet mir davon ab, da sämtliche Rekruten für diesen Schritt hinter mir stehen müssten, was kaum der Fall gewesen wäre.
Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass dieser Stabsadjutanten einen sehr guten Draht zum Schulkommandanten (nicht zu verwechseln mit dem Kompaniekommandanten) hatte und so gleich zum Telefon griff. Der Herr Oberst schien nichts von den Vorfällen mit bekommen zu haben und versicherte aber sofort Schritte einzuleiten (MUAHAHAHAHA!!). Die Rache war man, dachte ich mit einem Grinsen im Gesicht.
Doch wie gesagt war ich nicht nur wegen des Psychopathen hier, ich wollte auch mein Zivildienstgesuch einreichen. Da der Einheitsfeldweibel nun hoffentlich aus dem Verkehr gezogen wurde, sah ich keinen weiteren Grund darin, auch nur einen Tag länger im Militär zu verbringen. Ich konnte den Sinn des Ganzen nicht erkennen und überhaupt hatte sich in wenigen Tagen mein gesamtes Weltbild geändert.
So begann ich erst einmal ein Gesuch zu verfassen, in dem ich meine Gründe nieder schreiben musste, weshalb ich in den Zivildienst wechseln möchte. Denn nur wer einen Gewissenkonflikt aufweisen kann (ist seit 2009 nicht mehr nötig), ist für den Zivildienst berechtigt.
Ganze drei Stunden brütete ich an dem Gesuch und gab es schliesslich dem dortigen Stabsadjutanten ab. So gleich überflog er es, fügte hier und da eine kleine Korrektur ein und fertig war es. Er bestätigte mir, dass er sich mit dem Schulkommandanten in Verbindung setzen und eine sofortige Entlassung aus dem Militärdienst empfehlen würde. Ein Tonnen schwerer Stein, fiel mir vom Herzen.
Zusammen mit meinen anderen Kameraden die ebenfalls nach Thun mussten, da sie medizinische Beschwerden hatten, kehrte ich am späten Abend in die Kaserne zurück. Dort traf ich zu meinem grossen erstaunen auf meinen Zugführer, der mir mitteilte, dass ich bereits Morgen entlassen werden (juhuuu!!!!). Vor versammelter Mannschaft teilte er es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit, was alle sehr gut aufnahmen. Ich war überrascht, dass er meine Entscheidung so locker hinnahm und irgendwie, ja sogar etwas stolz darauf zu sein schien. Vielleicht war er aber auch nur einfach froh mich los zu werden, damit er wieder seinem normalen Wesen freien Lauf lassen konnte (was er aber nicht mehr tat, wie ich aus jüngsten Quellen erfuhr).







TAG 32, Donnerstag 29.11.07


Es war mit Abstand der schönste Tag im Militär. Den ganzen Morgen war ich damit beschäftigt meine Sachen abzugeben und mich von meinen, bereits liebgewonnenen Kameraden zu verabschieden. Dann konnte ich endlich um 14:30 die Heimreisse anzutreten.
Ein witziges Detail an der ganzen Sache war, dass wir eine Woche zuvor sämtliche Privatsachen, wie Kleider und Taschen nicht mehr in die Kaserne bringen durften. Vorausdenkend hatte ich dennoch Hose und Pulli eingepackt (an sonst hätte ich in den Sportklamotten nach Hause reisen dürfen), jedoch keine Taschen. So blieb mir nichts anderes übrig als alles in einen riesigen Müllbeutel zupacken. Ich kam wir wie der letzte Penner vor.
Und so endete nach exakt einem Monat (+ 1 Tag), mein Abenteuer „Militärdienst“. Trotz alldem was geschehen war, kann ich heute sagen, dass es eine Erfahrung war, die ich nicht missen möchte. Es ist gut alle Seiten gesehen zu haben. So rate ich allen Militärkritikern, absolviert für ein paar Tage den Militärdienst. Eine Meinung kann viel stärker vertreten werden, wenn man aus eigenen Erfahrungen spricht und nicht nur drittes weiter gibt. Zudem erlaubt es die heutige Gesetzgebung ohne Probleme und zu jeder Zeit, in den Zivildienst zu wechseln.

Ende